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Freitag, 20. Juni 2014

Mitnehmen von Zielgruppen: ein Sender, eine Stadt

Die Menschen möchten mitreden. Gerne und am liebsten offensichtlich online. Diesem Wunsch wird unterschiedlich entsprochen. Zwei Beispiele machen das deutlich, auch wenn ich hier Äpfel und Birnen miteinander vergleiche, sie verdeutlichen, was möglich ist: A) Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR lässt sich mit seiner APP was einfallen, wie man seine Zielgruppe einbindet. B) Die Kommunalpolitik (in Gütersloh) verharrt im Senden.

#WDR 2 APP 

Ungeachtet der Diskussion um den Rundfunkänderungsstaatsvertrag mit seinen Regelungen zu Telemedienangeboten, kann man es nur begrüßen, wenn ein Sender seine Hörer einbezieht, direkt beteiligt. Die APP von WDR2 etwa macht das möglich. Sie läuft auf den gängigen Systemen der Smartphones und ist ausgerüstet mit der Möglichkeit, Kommentare zu verfassen, Fotos hochzuladen, Videos aufzunehmen und zu übertragen und natürlich auch Interviews aufzuzeichnen. Der Sender macht die mobilen Bürger zu Mitgestaltern des Programms. Natürlich gehen erst alle eingesendeten Beiträge in eine Redaktion, dort werden sie gesichtet und gehen dann ggf. auf Sendung und ins Netz. 


#Mitten im Leben der Zielgruppe 

Es werden relevante Themen identifiziert, Themen werden zur Diskussion gestellt, die Meinungen der Hörer wird aktiv eingeholt. Die Abstimmungen finden ihren Weg direkt in die Sendungen und werden dort kommuniziert. Immer häufiger fließen diese Beiträge aus dem realen Leben der Zielgruppen auch in die Anmoderationen ein als ein Beleg dafür, dass der Sender nicht im Elfenbeinturm sitzt, sondern sich mitten im Leben der Zielgruppe befindet. Mal ehrlich, das sind die Beiträge, die man meistens behält - und die Verbundenheit schaffen, an denen man anknüpfen kann.







#Da, wo die Menschen sind 

Die APP zieht man sich bequem aufs Smartphone, sie ist in allen Lebenslagen zu bedienen, unabhängig von Zeit und Raum. Egal ob in der UBahn, im Büro, in der Küche, im All - die Verbindung ist nah und direkt. Auch Menschen, die man normalerweise nicht erreicht, sind erreicht. Und hier geht es auch nicht um das Einhalten von Geschäftszeiten.

Der Sender legt damit gemäß seinem Auftrag dar, dass ein digitales Angebot den gesellschaftlichen Bedürfnissen entspricht und den publizistischen Wettbewerb stärkt. Und nicht zuletzt wird damit auch einen demokratisch-politischen Ansatz eingelöst. 



#Fehlende Brücken in der Kommunalpolitik 

Als Interessierte in Sachen Kommunalpolitik frage ich mich dann immer wieder, wieso es so schleppend gelingt, diese Brücke zum Bürger eben auch in der Kommunalpolitik zu schlagen. Gerade in der Gestaltung vor Ort gäbe es so viele Möglichkeiten, den direkten Kontakt zwischen Politik, Verwaltung und Bürgern zu finden. Aber: gerade hier werden viele Chancen auf Beteiligung vertan. Nicht, weil die Menschen etwa nicht wollten, sondern wohl eher, weil hier kaum echte Möglichkeiten bestehen und die Unlust der Verantwortlichen in Politik und auch Verwaltung spürbar sind.


#Kommunikation auf Papier

Die Mehrzahl der Verwaltung - der Stadt Gütersloh aber auch in vielen anderen Kommunen - arbeiten traditionell nach dem Einbahnstraßensystem. Sie senden Botschaften und Informationen. In der Regel nicht besonders umfangreich und auch nicht besonders tiefgehend. Viele der wirklich relevanten Informationen erhält man nur auf Nachfrage oder beim sehr tiefen Stöbern in den oft versteckten Quellen. Auf Dialog basiert dieses Prinzip nicht. Dialog ist die Ausnahme. So ist die Tradition. Kommunikation erfolgt auf Papier und wird per Post zugestellt. Oder sie läuft über Telefon, im zwei-Ohren-Prinzip. Wichtige Themen bleiben also unter vier bis sechs Augen und zwei Ohren. 


                       Potenzial und Nutzen noch nicht erkannt       Fotos ak2014

Gleichermaßen verhält sich die Mehrheit der Kommunalpolitik. Das Motto "Wir kümmern uns" wird auch nur zwischen vielleicht acht Ohren und maximal acht Augen verhandelt. Selten breit und transparent kommuniziert. Ein echter Dialog entsteht hier nicht. Aber auch die Mehrheit der Bürger ist nicht wirklich mehr an diesen altbackenen Angeboten der Politik interessiert. Zu Veranstaltungen kommt kaum jemand. Zu viele Jahre hat diese Form der Politikvermittlung ins Nichts geführt. Es wurde geredet - und selten wirklich zugehört. Da erlernt das Volk das professionelle Weghören.

Gefragt wird die Bevölkerung aus/im Prinzip auch nicht. Nur einmal gerade vor knapp vier Wochen, als die Kommunalwahl lief, da hat man die Bürger sogar GEBETEN zur Wahl zu gehen. Nun müsste es besonders der Politik ein Anliegen sein, ein größeres Ohr am Bürger zu haben, mehr zu erfahren, was diskutiert wird, welche Themen bewegen und was sich das zivile Volk so denkt, wenn es um die eigene Stadt geht.

#Social Media Potenzial nicht erkannt

Die Social Media-Kanäle aber werden noch kaum genutzt. Vielleicht zum Senden, also zur Außenkommunikation. Zum Empfangen aber schon gleich gar nicht. Der Nutzen und das Potenzial der neuen Kommunikation für intern und extern ist kaum erkannt. Zudem besteht eine deutliche "Strategielücke", denn die Kommunen, und auch Gütersloh, schaffen es nicht, eine eigene Strategie aufzusetzen. Hier ist die Politik gleichermaßen gefragt, Impulse zu setzen.

Zu diesem Thema "Social Media in Verwaltungen" gibt es einen sehr aufschlussreichen Aufsatz in eGovernment Computing vom 19. März 2014: Die Berührungsängste schwinden

#Reaktiviert ?

Vielleicht ist das schon mal als gutes Zeichen zu werten: Der Twitter-Account der Stadt Gütersloh nimmt nun wieder etwas Fahrt auf, nachdem über 15 Monate (!) kein einziger Tweet gesendet wurde. Der Facebook-Account  läuft zumindest mit dem Senden von stadtrelevanten Themen. Der Weg zur Interaktion aber ist noch sehr weit. Eine APP der Stadt mit der Möglichkeit der Kommentierung ist noch Zukunftsmusik. Da müsste aber auch die Politik noch ein paar Takte schneller spielen. 














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