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Samstag, 16. Mai 2015

#rp15 im Mainstream angekommen - Digitales geht nicht mehr weg

Das highlight des Jahres, die re:publica 2015 liegt hinter uns. Dieses Jahr aber trat zum ersten Mal spürbare Ernüchterung statt Begeisterung der Netzgemeinde ein: "Es geht nur schleppend und schrittchenweise voran mit der Netzpolitik in Deutschland" - so die breite Einschätzung. Das ist zwar Kritik - bedeutet aber auch: Die #rp und die Fangemeinde sind im Mainstream angekommen. Ihr Schicksal als größte Internetkonferenz in Europa mit 6.000 Besuchern ist das, was viele Vorreiter bereits im Kleinen erfahren haben: Mainstream heißt Verwässerung der Inhalte, bedeutet Langsamkeit, bedeutet Kompromisse. Das bremst die kreativen Köpfe. Die suchen längst nach neuen Plätzen und finden diese auch. 



Auf der einen Seite also hält Langsamkeit Einzug, auf der anderen Seite galoppieren die Treiber, die Vorreiter weiter. Fakt ist also: Digitales gibt es in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Erfreulich Verbindendes aber für beide Seiten: Digitales geht nicht wieder weg! Keine Chance für die Verhinderer.



Diese breite Entwicklung der Verlangsamung von Veränderung kennen wir aus vielen Organisationen, wenn das Trendthema Digitalisierung seine Verbreitung in den sogenannten "Mainstream" erfährt, die Gesellschaft insgesamt wandelt sich. Mal deutlich, mal schleichend. Mehr und mehr nehmen sich des Themas an - so verwässern viele digitale Themen aber leider, in weiten Teilen werden sie beliebiger, weil eben auch nach der großen ersten Welle diejenigen mitgenommen werden, die nun Kompromisse suchen und machen. Verankern in der Breite nimmt oft den Schwung der Vorreiter. Was bleibt ist allzuoft Halbherziges. Das aber ist die bisherige Politik in Deutschland. Und manche der Vorreiter - wie Sascha Lobo - hatten genau dazu aufgerufen: geht wieder in die Politik, geht in die Gremien und betreibt dort Netzpolitik. Und da stehen wir.  

Mich treibt die Frage um, wo dann aber der Ort ist, an dem das hohe Tempo und die Lust an unkonventioneller Kreativität zukünftig stattfinden. Diese Ort sind wichtig, diese Orte muss man (sich selbst) immer wieder schaffen. 

Gerne möchte ich beide Aspekte begleiten: dem Potenzial für kreative Zerstörung und Aufbruch auf der Spur bleiben aber auch die Ruhe und Gelassenheit haben, die digitalen Prozesse und Veränderungen im Alltag und in den Institutionen zu verankern.



Die Perlen in den Sessions der #rp15 musste man diesmal suchen, sie waren da, aber kleiner als sonst. Fehlten diesmal also vielen Beiträgen die zündenden Funken, die weitreichenden Visionen von denen man in früheren Jahren locker ein Jahr zwischen #rp und #rp zehren konnte, so blieb jedoch das gute Netzwerken vollkommen erhalten.




Beeindruckend ist hier auch die wachsende Präsenz der OWLer, die sich den digitalen Themen verschrieben haben. Sie sind deutliche und kreative Treiber für die Region mit Ausstrahlung in die einzelnen Städte hinein. Das Netzwerk #OWLdigital trägt den digitalen Funken von der Hauptstadt bis hierher - und mittlerweile auch zurück. Inspirierend auch der offene Netzwerkgedanke an sich: hier wird über die Ortsgrenzen gedacht und gehandelt. Ein digitales Novum gegen jedes Kirchturmdenken.

Hier einige Aktionen und Beiträge aus dem Netzwerk OWLdigital: 

Ole Wintermann bloggt sein Resümee in drei Teilen und zeichnet die großen Linien der digitalen Entwicklung kritisch nach: Teil 1 "Systemkrise und Ideenklau"; Teil 2 "Die digitale Karawane zieht weiter - an den Mäkelnden vorbei" und Teil 3 "Arbeiten 4.0 und Ausblick (Klassentreffen oder Sandkasten?)"

Alex Kahl gibt ebenfalls einen profunden Rückblick auf die rp, er nennt sie sehr ruhig und sehr gut. Seine positiven Punkte sind u.a. People Analytics und Design Thinking Methoden.  
Ich selbst habe im Blog für den Wegweiser Kommune kommunale Aspekte aus den Beiträgen als roten Faden identifiziert und einige Impulse für künftige Stadtentwicklung empfohlen. 

Videos / Interviews BloggerCamp OWL

Zur Arbeit 4.0- Thematik gibt es einen Videomitschnitt u.a. mit Ole Wintermann, der ein barcamp zum Thema Arbeit 4.0 organisiert. Dieser deutschlandweite Aspekt wird ggf. mit den OWLDigitalen bald auch für OWL ausgerollt. Was bedeutet diese Entwicklung für die Region? Im Video dabei sind auch: Thorsten Ising (codeX), Andreas Kämmer (comspace), die über Arbeit 4.0 sprechen und beide in OWL wirken.




Ein weiteres Interview vom BloggerCamp: Moderiert von Frank Michna. Mit Beiträgen von Jan Westerbarkey von Westaflex zu Industrie 4.0 sowie mit Philipp Otto, dem Gründer des Think Tanks von iRights. Ich werde darin als Bürgermeisterkandidatin für Gütersloh befragt, die Digitales auf der Agenda hat (ab rd.10:45 Min.): 




Die Aussage "Digitales geht nicht wieder weg" ist tröstlich. Jetzt folgt der Brückenschlag vor Ort: Wie wandlungswillig und -fähig zeigt sich die Region, die Stadt?