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Samstag, 16. Juli 2011

Wir stehen zu dritt im 8. Stockwerk vor dem Fahrstuhl. Und warten. Hinter uns liegt eine halbe Stunde Besuch auf der Zuschauertribüne des Ratssaals im Rathaus. Wenig Neues. Im Zustand wie gesehen: Anträge abgelehnt. 

Die roten Pfeile blinken. Das Display zeigt an, die Kabine ist auf dem Weg. Die Tür geht auf. Das stählerne Innere ist ziemlich klein. Und es stehen schon zwei Menschen drin, schauen uns erstaunt an. Es sind zwei spezielle Personen: Lokaljournalisten. Der Eine von der Zeitung mit den roten Balken, der Andere von der, die im platten Land gelesen wird. Die beiden Herren waren schon im 7. Stockwerk eingestiegen. Ungewöhnlich, dass der Aufzug nicht gleich nach unten gefahren ist. 

Wir steigen ein. Was ein Fehler war. Ich merke das gleich am Pulsschlag. Eineinhalb Quadratmeter Fläche ist eindeutig zu klein für fünf. Die Tür schließt sich. Wir stehen gequetscht. Die Luft ist dünn. Ich fühle mich wie in einem Inkubator. Nach oben ist die Kabine gefühlt nur einen Meter neunzig hoch. 
8. Stock Ratssaal
Ich rechne in Windeseile, laut: fünf Personen, 450 kg sind zulässig. Die gleichfalls gefangene Dame denkt mit: jeder könnte also 90 kg auf den Rippen haben. Ich wiege schon mal deutlich weniger. Aber die Anderen? Aus den Augenwinkeln taxiere ich die Mitreisenden nach ihrem möglichen Gewicht..... Ganz langsam sinkt der Inkubator zur Erde. Dann ein kleiner Ruck und das Ding hält. Stockwerk 5. Keiner da, war wohl der Flurgeist, der gedrückt hat. Mein Puls erhöht sich, die Sekunden ziehen sich wie Kaugummi. Kann man eigentlich an so einem dünnen Stahlseil sicher sein? Gleiches Spiel, die Türen schließen sich. Ein Ruck und es geht abwärts. Wieder hält der Stahlsarg. Stockwerk 4 blinkt es fröhlich rot. Ich sacke zusammen, der Drang ins Freie übermannt mich. Die Mitreisenden sind erstaunlich ruhig. Für Journalisten jedenfalls. Wahrscheinlich schon katastrophenerfahren. Ich sehe mich schon über den Notausstieg hinausklettern. Endlich Stockwerk 0. Angekommen. Erdgeschoss. Die stählerne Schiebetür faltet sich zur Seite. Ich quelle förmlich aus der Behausung. Drei Minuten können lang sein, gefühlte 30. Ich bin froh - dass es morgen eine Zeitung geben wird. Und wir fünf nicht als Opfer drin stehen....