...da war mal Leben.... |
Gerade noch geschaukelt, dann kam der Bagger, jetzt wächst nur noch das Gras. In diesem schnell Dreischritt funktioniert in Gütersloh die Demontage von Kinderglück.
Der Entscheidung am Ratstisch und der Umsetzung nach Aktenlage folgten Kindertränen, Bürgerprotete, bürgerschaftlich kollektives Kopfschütteln, Vertrauensverlust – und weil das medial so hohe Wellenschlug, fanden sich am Ende die hochrangigen Vertreter der Politik zu einem Ortstermin ein. Mit betretenen Gesichtern auf der Suche nach Erklärungen oder gar der Möglichkeit des Zurückruderns. Diese Art von öffentlichkeitswirksamer Schadensbegrenzung bringt Politik in die Nähe von Peinlichkeit und ist eine der Ursache dafür, dass Politik heute kaum noch glaubhaft beim Bürger ankommt. Und für die Kinder ist das allemal eine schlechte Lehrstunde.
Bürgerprotest schwarz auf weiß |
Dabei hätte es so nicht kommen müssen. Drei Rezepte:
1. Echter Dialog
Bei allem Sparwillen der Stadt sollten solche drastischen und vor allem unpopuläre Maßnahmen transparent gemacht und öffentlich diskutiert werden. Eine Entscheidung in einem Ausschuss alleine ist keine ausreichende Transparenz. In einem Folgeschritt hätten die Anwohner und Nutzer einbezogen werden müssen. Um im konkrete Fall zu Vereinbarungen zu gelangen, die die Akzeptanz in der Bevölkerung finden. Das ist nicht allein die Aufgabe der Verwaltung, sondern auch der Politik.
Das Zauberwort heißt hier: Dialog. Frühzeitigegs Abwägen von Pros und Cons. Und vor allem das Aufzeigen von Alternativen. Eine tragfähige Lösung findet sich eher durch die Weisheit der Vielen - und vor Ort.
Das aber ist noch Zukunftsmusik. Bis jetzt begegnen sich da noch zwei Auffassungen von Beteiligung: Stadt und Politik sind es gewohnt, den Startschuss für jegliche Beteiligung zu geben: "Jetzt darfst Du". Die Menschen heute wollen aber eine echte Wahl haben und mitgestalten. Sie bringen sich ein, wenn es ihnen passt, das mag auch erst dann passieren, wenn die Bagger rollen. Dann nämlich wird es oftmals auch erst "sichtbar".
2. Jugendparlament Gütersloh
Alle Entscheidungen, die kinder- und jugendrelevant sind, könnten durch das Gütersloher Jugendparlament begleitet werden. Die Stadt ist zu recht stolz auf diese partizipative Einrichtung. Nur müsste dann auch deutlich werden, wie diesem Gremium Gehör und Einfluss verschafft wird - und was dort diskutiert wird. Ein Protokoll der Sitzungen findet sich kaum – und auch sonst finden sich kaum offizielle Spuren der Arbeit dieses Gremiums. Wenn die Stadt sich auf den Weg in eine kinderfreundliche Zukunft begeben will, wären Weichenstellungen dieser Art hilfreich.
3. Folgenutzung
Zu guter Letzt wäre es schon erwähnenswert, was eigentlich mit den freien Flächen passieren wird: Verkauf? Bebauung? Und wer profitiert davon? Und wohin fließt das Geld? Etwa in die Spardose, damit die Schulden der Stadt abgebaut werden können? Zum Wohl der nachrückenden Generation, der man gerade die Spielmöglichkeit nimmt?
Chronologie des Spielplatzsterbens |