Glosse
Im Kreis Gütersloh haben wir einen vom Namen her sehr prominenten Landrat: Sven-Georg Adenauer. Er ist ein Enkel von "dem" Konrad Adenauer. Landrat ist er seit 1999, 2009 wurde er für weitere sechs Jahre im Amt wiedergewählt.
Vor ein paar Tagen prangte nun eine Werbeanzeige für die Kreissparkasse Wiedenbrück in der heimischen Neuen Westfälischen Zeitung. Das Konterfei von Sven-Georg Adenauer prangte da: Er wirbt für das kostenfreie Girokonto. "Gut für mich. Gut für die Region" steht als Werbetext unter ihm. Genauer: Unter seinem Arm, den er in die Luft hält und die Finger "rundet":
Werbung aus der NW Gütersloh |
Seien Sie mal ehrlich: Wenn Sie diese Symbolik sehen - denken Sie da nicht auf den ersten Blick Gleiches wie ich: Der zeigt mir das Zeichen für "Ar...loch"!! Säße er im Auto und ich auch, könnte ich ihn anzeigen. Immerhin ist er ja auch noch Aufsichtsperson für die Kreispolizei Gütersloh. Hier aber steht Herr Adenauer für eine Bank und lacht mich an. Oder lacht er den Leser eher aus? Mir kommt der Verdacht, er könne auch signalisieren "mich interessiert es gleich null, was das Volk denkt". Damit stände er ganz in der Tradition der neuen Haltung der Finanzmärkte, die monotheistisch auf Kapitalmaximierung getrimmt sind - und der Rest sie "null" kümmert. Als Politiker müsste er sich eigentlich mit der Bildsprache auskennen. Eine "runde Sache" jedenfalls ist diese Werbeanzeige nicht.
Immerhin habe ich ja noch im Kopf, was Anfang des Jahres durch die Öffentlichkeit jagte:
Der Herr Landrat hatte im Frühjahr 2011 seine Nebeneinkünfte auf Grundlage der Nebentätigkeitsverodrnung des Landes NRW offen gelegt, die er durch seine Ämter erwirtschaftet hatte. Konkret ging es um 23.763,33 Euro. Im Kreistag gab es darum Streit, welche Summe er nun behalten durfte und welche er an den Kreis hätte abführen müssen. Adenauer ging von 820,67 Euro Zahlung an den Kreis aus.
Neben zahlreichen Ämtern ist er unter anderem aktiv in folgenden Gremien:
- Verwaltungsrat und Kreditausschuss der Kreissparkasse Halle und Wiedenbrück
- stellvertretender Beantstandungsbeamter des Verwaltungsrates der Sparkasse Gütersloh
Mit diesem Wissen bleibt mir ein Zurücklächeln im Halse stecken. Als Bürgerin des Kreises fühle ich mich reichlich "verarscht". Nicht nur, weil da einer Geld qua gewähltem Amt verdient (auch wenn geklärt wäre, dass er das darf), sondern auch, weil das wieder ein Beispiel ist für mangelnde Sensibilität hinsichtlich von Transparenz, Vertrauensverlust in die politische Kaste, die sich all zu oft verstrickt und es nicht einmal merkt. Wie will eine Werbeikone noch klare Kante fahren, vor allem, wenn er bei anderen Sparkassen als Beanstandungsbeamter eingesetzt ist? Aber das erklärt ja auch der Werbetext: "Gut für mich".... und dann erst "gut für die Region".
Das gibt mir erstmal zu denken. Ihnen nicht?