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Mittwoch, 29. Juni 2011

Digitale Kompetenz und Mitsprache

Was hat die OECD mit der heimischen Stadtbibliothek zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten schon. Etwa dann, wenn wir über Computerkompetenz sprechen. Und das haben wir in den letzten Wochen ja häufig getan. Insbesondere, wenn es in Punkto Bürgerhaushalte um "Teilhabe am politischen Mitspracheprozess" und damit grundsätzlich um Demokratiefragen ging. Mir schwingt noch der durch alle Fraktionen hinweg formulierte Gesamtanspruch im Ohr, generell mehr Menschen und vor allem "die Jugend" mehr einzubeziehen. Digital.
Wissen heben - oder nicht?

 Wo sollte man denn diesen Umgang lernen? Und jetzt folgt der Brückenschlag OECD und Bibliothek. Die Ausstattung mit Computern in deutschen Klassenzimmern sieht mau aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Auswertung der OECD im Rahmen der Pisa-Studie. 5.000 fünfzehnjährige deutsche SchülerInnen wurden bei "Students Online" zur Computernutzung in Schulen befragt. Das Ergebnis: Es steht nicht gut um die Ausstattung an deutschen Schulen. Deutschland befindet sich nur noch im hinteren Mittelfeld. Hinter Deutschland folgt direkt Mexiko. Und auch bei den Fähigkeiten am Computer gehören die Deutschen keineswegs zur Weltspitze. An einer Schule kommt auf rund 10 Schüler nur ein Computer. Der Einsatz "neuer Technik" im Unterricht finde selten statt. Ins Internet gehen die Schüler deshalb lieber zu Hause. Es heißt, fast zu 100 Prozent hätten die SchülerInnen diese Möglichkeit zu Hause zur Verfügung. Gut, wenn dem so ist.

Nutzung bedeutet allerdings noch nicht Kompetenz. Medien- und Informationskompetenz zu stärken, ist da sicher ein aktuelles Ziel. Diese Vermittlung ist eine Kernkompetenz der heimischen Bibliotheken. In der Hauspostille des "Bibliothek und Information Deutschland" steht: "Der kompetente Umgang mit Informationen ist eine wichtige Voraussetzung für die Verwirklichung der informationellen Selbstbestimmung der Menschen in unserem Land und ermöglicht ihnen die Teilhabe an der digitalen Gesellschaft der Zukunft." (Seite 4)  Gerade die Bibliotheken stehen hier in der Verantwortung, diese Schlüsselkompetenzen zu vermitteln. Schulen arbeiten eng mit Bibliotheken zusammen, die meisten Bibliotheken sind kommunal.

In der Verbindung der Punkte Kompetenzen, Mitsprache, digitale Technik, Bürgerhaushalt, Stadtbibliothek schließt sich der Kreis: Immer mehr Mitsprache erfolgt über digitale Beteiligung. Siehe dazu auch den Zwischenbericht der Enquete-Kommission "Internet und Digitale Gesellschaft". Wenn wir über "mehr Demokratie" oder Vitalisierung der Demokratie nachdenken, wie zur Zeit über die Fortführung des Bürgerhaushaltes oder die Einführung auf Kreisebene, dann berührt das unmittelbar die Frage, wer diese Kompetenzen eigentlich hat - und wer sie vermittelt. Wenn aber die Stadtbibliothek als eine der ersten Adressen für Streichungen und Einsparungen im städtischen Haushaltsentwurf auf dem Plan steht, sägt man genau den Ast ab, auf dem die neuen Blätter der Teilhabe wachsen sollen. Krumm, oder?