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Sonntag, 13. April 2014

Open Data bitte erst 2016 - Chance verspielt?

Open Data stand in Gütersloh zur politischen Abstimmung. Machen oder lassen, war die Frage. "Jetzt nicht" war nach ein paar Minuten Diskussion das politische Ergebnis. Es sei zwar ein spannendes Thema, aber weder Personal, noch Technik noch Geld seien dazu vorhanden. Ein Fehler.


                          Stecker gezogen  -  kein Open Data     Foto ak2014

 
#Antragsinhalt

Die BfGt-Fraktion hatte den Antrag gestellt. Er beinhaltet: 
"Die Verwaltung prüft, auf den städt. Internetseiten eine Plattform einzurichten, auf der seitens der Stadt erhobene, erarbeitete, erstellte oder auch angeforderte Daten und Informationen veröffentlicht und zum Herunterladen angeboten w erden können.
a) Die betreffenden Daten müssen dabei in einem freien und maschinenlesbaren Format vorliegen,
ohne Einschränkung wie z.B. einer finanziellen Gegenleistung oder einer vorhergehenden Registrierung erhältlich sein und unter einer fre
ien Lizenz, die eine Weiterverarbeitung und Weiterverbreitung gestattet, veröffentlicht werden.
b) Die Verwaltung erstellt eine Vorlage, die als Grundlage für die Erstellung eines abschließenden Konzeptes dienen soll.
c) Die im Rat vertretenen Fraktionen sowie Vertreter aus Bürgerschaft und Unternehmen werden im Rahmen einer Arbeitsgruppe an der Ausarbeitung/Erarbeitung des Konzeptes beteiligt.
 

2. Weiterhin wird die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, inwiefern Bürger diese Daten auch ohne Internetzugang unbeschwert erhalten können."


#Open Data - kurz erklärt

Was ist eigentlich Open Data? Hier kompakt beleuchtet:





#Vernetzt denken - beides machen 

Gerade hat Gütersloh sich als E-Government-Modellkommune erfolgreich auf den Weg gemacht. Gerade erst gab es dazu ein Kick-Off-Meeting auch mit der Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern und Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, Cornelia Rogall-Grothe. Die äußert sich im obigen Film über Open Data, dass man in der Öffnung von Verwaltungen auf die Freiwilligkeit setze und ein Umdenkensprozess stattfinde, der dazu führt, die Aktenschränke eben freiwillig zu öffnen. Was liegt also näher als E-Government und Open Data gleich zusammenzudenken, der Kontakt ins BMI wäre sicher hilfreich.

Statt dessen wird als Begründung der ablehnenden Haltung formuliert:

"Frau Unger weist darauf hin, es sei ein interessantes aber auch sehr komplexes Thema. Die anderen Kommunen, die Open-Data nutzten, seien größere Städte mit mehr Personalkapazität. Die Verwaltung beschäftige sich zur Zeit mit dem E-Government-Projekt. Sie bitte um Verständnis, dass zum jetzigen Zeitpunkt das Projekt ohne zusätzliche Personalressourcen nicht zu leisten sei. Sie schlägt vor, das E-Government-Projekt in einer der nächsten Sitzungen im Hauptausschuss vorzustellen und bitte darum, dass in Jahren 2014 und 2015 das Thema Open-Data nicht bearbeitet werden müsse, sondern in den Folgejahren." 



#Historie lässt grüßen

Die Entscheidung erinnert an den Bürgermeister Hermann Christian Haege (1795 - 1858): in Zeiten größter beginnender Armut in den Anfängen der Industrialisierung hatte er in Gütersloh noch eine Spinnschule eingerichtet, um die Spinner in der Stadt zu qualifizieren und so die drohende Verelendung abzuwenden. Dies obwohl andernorts, besonders in England, schon Spinnereimaschinen im Einsatz waren, die das Tausendfache von dem produzierten, was ein einsamer Spinner in seiner Kemenate in Gütersloh fertigen konnte. Das konnte auch Herrn Haege nicht verborgen geblieben sein. Im Rückblick der Geschichte kann man über diese kindliche Aktion der Ratlosigkeit nur den Kopf schütteln. Heute wissen alle, wie dämlich das war, so etwa Matthias Borner bei seinem Rückblick "Weben und Weben lassen" zur Weberei.

Mit offenen Daten bis 2016 zu warten ist altes Denken. Selbst die Mehrheitsfraktion hat sich hier spalten lassen: 3 CDU Kollegen haben sich bei der Ablehnung enthalten. Und außerdem: es wäre fatal, wenn die Ablehnung des Antrages nur erfolgt sein sollte, weil es ein durchweg politischer Antrag war. Will heißen: Thema besetzen und lediglich die Urheberschaft dafür reklamieren. Mehr nicht. Um Open Data kurz vor der Wahl ins Spiel zu bringen und zu riskieren, dass ein solch wichtiges Thema aufgrund parteipolitischer Spielchen abgeschossen wird, wäre schon fahrlässig, sowohl für die Einbringer als auch für die Ablehner. Kurzfristige Parteiinteressen verstellen so wieder einmal Zukunfschancen.

#Blick über den Tellerrand

Andere Städte haben einen grundsoliden Entscheidungsprozess hinzu Open Data schon hinter sich und sind schon weiter, das zeigt auch die Verwaltungsvorlage, in dem sie auf Moers, Köln und Bonn verweist. Aber auch hier lag der politische Wille zugrunde - und auch eine Verwaltung, die klug war.

Daneben gibt es aber noch niederschwelligere und trotzdem hoch interessante Projekte. Wie etwa "Code for Germany", das Entwickler und Interessierte dazu aufruft, mit den Offenen Daten ihre Stadt und ihr Umfeld zu verbessern. Es greift schon in zahlreichen Städten, etwa auch in Münster, die Hackdays oder Offene Labs ausrufen, offene Daten zur Verfügung stellen und ... die Zivilgesellschaft machen lassen. 

Gütersloh ist doch eine "Medienstadt", Gütersloh hat eine Fachhochschule für IT, den Sitz einer IT-Regio sogar... Warum kann man hier nicht einen "Hackday" oder ein "OffeneKommune Lab" für Gütersloh ausrufen und gestalten? 

Man muss nicht warten. Schon gar nicht auf 2016.