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Sonntag, 22. Juni 2014

Wer erbt Social Media Accounts?

Frank Schirrmacher ist tot. Das ist ganz bedauerlich. Viele gute Nachrufe sind auf ihn gehalten, die Federn der schreibenden und dichtenden Kunst tränenschwer und lobsingend. Dem kann man sich nur anschließen. Sein Andenken wird bleiben. Eines aber treibt mich seither um: Wer erbt eigentlich seine Social Media Accounts? Kann und darf man die einfach löschen? Sind seine Posts - also seine Gedanken, Sichtweisen, seine RTs  und likes - nicht ein Stück #Neulandkulturerbe? Im Gedruckten ist er bereits gestrichen, so kritisiert es der Tagesspiegel. Folgt jetzt "delete Schirrmacher" auch im virtuellen Raum? Und was wäre mit Diekmann, Pohl... ? 


                                        Was bleibt vom Geist im Netz?             Foto ak 2012
#Digital real 

Schirrmacher war offensichtlich bei vielen zu Gast, nicht nur als Autor gedruckter Bücher, Schreiber, sondern viel direkter, nämlich fast täglich in den elektronischen Devices. Auf Twitter folgten ihm über 42.700 Follower. Er war ein Teil, ein dicker Knotenpunkt, in der Netzgemeinde. 

Ich folgte ihm auf Twitter, schaute auf Facebook bei ihm vorbei. Auf Twitter hatte ich ihn sogar einmal in @frankschirrmacher gesetzt als es um einen Post zur NSA und zum Abhören der Bundesbürger ging. Kurz: Er war "ein Großer", aber er mischte täglich mit. Im Netz war er ansprechbar, er reagierte. Ein Umstand, der nie zuvor in der gedruckten Welt wirklich gegeben war. Wann hätte je ein Chefredakteur von solch einer Auflagenstärke geantwortet, hätte man ihn als Normalo angesprochen. Lustig die Vorstellung: ein "Anruf" bei ihm in Frankfurt  als einfacher Leser. Ich glaub nicht, dass irgendwer zu ihm durchgestellt hätte. 

#Am Ende ein Treppenwitz?

Ich mache mir also Sorgen, dass wer auch immer, diese elektronischen Fussspuren nun löschen kann - und wird. Wie widersinnig der Gedanke: Das Löschen einer Person, die uns so viel über das Internet erzählt hat, in dessen Adern offensichtlich doch digitales Blut floss, die die Digitalisierung in den weitreichenden Folgen hinterfragt und beleuchtet hat - ist ein Treppenwitz. So als schaute Schirrmacher sich an der Himmelspforte noch einmal kurz um und erklärte beim Hinausgehen: "Ach übrigens, am Ende bleibt doch nichts vom Netz."

Sein digitales Schicksal ist kein Einzelschicksal: Es gibt unzählige öffentliche Personen mit Social Media Accounts. Wie ist das überhaupt geregelt? Spricht man in den Chefetagen und sonstigen Institutionen darüber: Was passiert mit meinem Account, wenn ich nicht mehr da bin - aber meine Social Media Aktivitäten auf meine berufliche Position eingezahlt haben? Etwa Kai Diekmann bei der Bild oder Ines Pohl bei der tageszeitung... um nur zwei von den Vielen zu nennen?

#Frage offen

Die Antwort interessiert mich: Wer erbt die Accounts von Journalisten, Politikern, Aktivisten? Wie werden die den künftigen Nachwelten erhalten? Oder ist das am Ende doch unerheblich, was einmal im Netz stand?







jetzt Anders - Lesebuch für Vielfalt frisch gedruckt

Gerade druckfrisch im Chili-Verlag erschienen: "jetzt Anders". 

Verlegerin Franziska Röchter bündelt Kurzgeschichten, Lyrisches, Fotografie in einem Band voller Vielfalt. "Anders" ist der rote Faden, der die Gedanken der AutorInnen und Kreativen zusammenhält. 

Anders-Sein hat schon immer zum Ausschluss aus der Gesellschaft geführt. Aber wie wäre unsere Welt ohne "Anders". Es gäbe weder Tag und Nacht noch Ebbe und Flut. Und ohne die Sehnsucht nach dem Nicht-das-sein-was-ist, wäre so mancher Antrieb genommen.  


Das Buch ist ein Lesebuch für Toleranz. Ein Lesebuch zum Entdecken. 

Zudem freue ich mich sehr, mit meiner Kurzgeschichte vertreten zu sein: "Hundesalon".