Was bleibt vom Geist im Netz? Foto ak 2012 |
Schirrmacher war offensichtlich bei vielen zu Gast, nicht nur als Autor gedruckter Bücher, Schreiber, sondern viel direkter, nämlich fast täglich in den elektronischen Devices. Auf Twitter folgten ihm über 42.700 Follower. Er war ein Teil, ein dicker Knotenpunkt, in der Netzgemeinde.
Ich folgte ihm auf Twitter, schaute auf Facebook bei ihm vorbei. Auf Twitter hatte ich ihn sogar einmal in @frankschirrmacher gesetzt als es um einen Post zur NSA und zum Abhören der Bundesbürger ging. Kurz: Er war "ein Großer", aber er mischte täglich mit. Im Netz war er ansprechbar, er reagierte. Ein Umstand, der nie zuvor in der gedruckten Welt wirklich gegeben war. Wann hätte je ein Chefredakteur von solch einer Auflagenstärke geantwortet, hätte man ihn als Normalo angesprochen. Lustig die Vorstellung: ein "Anruf" bei ihm in Frankfurt als einfacher Leser. Ich glaub nicht, dass irgendwer zu ihm durchgestellt hätte.
#Am Ende ein Treppenwitz?
Ich mache mir also Sorgen, dass wer auch immer, diese elektronischen Fussspuren nun löschen kann - und wird. Wie widersinnig der Gedanke: Das Löschen einer Person, die uns so viel über das Internet erzählt hat, in dessen Adern offensichtlich doch digitales Blut floss, die die Digitalisierung in den weitreichenden Folgen hinterfragt und beleuchtet hat - ist ein Treppenwitz. So als schaute Schirrmacher sich an der Himmelspforte noch einmal kurz um und erklärte beim Hinausgehen: "Ach übrigens, am Ende bleibt doch nichts vom Netz."
Sein digitales Schicksal ist kein Einzelschicksal: Es gibt unzählige öffentliche Personen mit Social Media Accounts. Wie ist das überhaupt geregelt? Spricht man in den Chefetagen und sonstigen Institutionen darüber: Was passiert mit meinem Account, wenn ich nicht mehr da bin - aber meine Social Media Aktivitäten auf meine berufliche Position eingezahlt haben? Etwa Kai Diekmann bei der Bild oder Ines Pohl bei der tageszeitung... um nur zwei von den Vielen zu nennen?
#Frage offen
Die Antwort interessiert mich: Wer erbt die Accounts von Journalisten, Politikern, Aktivisten? Wie werden die den künftigen Nachwelten erhalten? Oder ist das am Ende doch unerheblich, was einmal im Netz stand?
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