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Montag, 10. Februar 2014

Schnelles Netz für den Kreis und die Kommunen

Das zentrale Thema in der Zukunft ist ein schneller Zugang zum Internet. Wir reden hier über die Breitbandversorgung. Wo steht eigentlich Gütersloh, wenn es um Breitbandversorgung geht -  was macht der Kreis Gütersloh? Ich habe mal laut gefragt... und eine Antwort von Andreas Poppenborg erhalten. Er ist Leiter der Business Unit eGovernment und Mitglied der Geschäftsleitung bei der regio IT in Gütersloh. 

                       Breitband - Kabel warten - wer macht´s?       Foto ak 2014
 



Von ihm erfahre ich, dass der Zweckverband INFOKOM das Projekt "Digitaler Breitband Masterplan" im Kreis durchführt. Dieses Vorgehen sei mit allen kreisangehörigen Kommunen und dem Kreis Gütersloh abgestimmt. 
Im Kern geht es um den zügigen Ausbau von Hochleistungsnetzen. Im Bund etwa heißt die Devise, bis 2014 sollen 75 % der Haushalte über Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde verfügen können.

 
Harsewinkel ist Vorreiter 

Seinen regionalen Ursprung hier findet der Breitbandimpuls in der Stadt Harsewinkel, dort stellte die SPD bereits im Herbst 2013 einen ersten Antrag zur besseren Versorgung der Stadt mit einem schnellen Internet. In Harsewinkel beginnt man bereits konkret mit einer Bestandsaufnahme von Bedarfen in der Wirtschaft. Gleichzeitig hatte die Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide im Kreis Gütersloh angeregt, einen gemeinsamen Masterplan zur Breitbandversorgung aufzulegen. Auf der Homepage des Kreises findet sich dazu leider nichts Aktuelles. 

Offensichtlich sind sich nun alle kreisangehörigen Kommunen einig, gemeinsam nachzudenken. Sie und der Kreis Gütersloh sind Mitglieder des Zweckverbandes INFOKOM. Die INFOKOM ist verantwortlich für die grundsätzliche IT-Infrastruktur ihrer Verbandsmitglieder. Ziel des Projektes sei es, die Breitbandversorgung im Kreis Gütersloh signifikant zu verbessern sowie klare Handlungsempfehlungen und konkrete Umsetzungsschritte für alle Beteiligten aufzuzeigen. Zur Zeit laufen Gespräche über die weitere Vorgehensweise. Eingebunden seien Politik, Verwaltung und Wirtschaftsförderung. "Die Information und Beteiligung der kommunalen Gremien obliegt den Kommunen", so heißt es. Auf meine Nachfrage hatte der Kreislotse für die Breitbandversorgung in Gütersloh mich an Andreas Poppenborg verwiesen, da das Projekt vom Zweckverband durchgeführt wird und ihm als Geschäftsführung übertragen wurde.



Ist-Zustand 

Zu Beginn des Gesprächs liegt eine Kreislandkarte vor mir, es zeigt die jetzige Trassenführung von "Großtrassen", die das Kreisgebiet durchlaufen. Durch die Stadt Gütersloh führt keine zentral, sondern lediglich nördlich und südlich vorbei. Eigner der Trassen ist wohl die RWE. Eine flächendeckende Versorgung sieht anders aus. Zudem finden sich zahlreiche rote Punkte im Kreisgebiet: alles Hauptverteiler, Anlagen der Telekom, die Eignerin dieser Hauptverteiler ist. Um diese Verteilerpunkte herum ist die Internetversorgung punktuell gut, aber über 4 Kilometer hinaus wird es dann schon deutlich langsamer. Und damit uninteressant, wenn man über Fortschritt nachdenkt. Die Möglichkeit des Anzapfens besteht, nur wer macht das und wie? Kommunale Grenzen sind dabei völlig unerheblich, sie zählen im Zeitalter der Kabelversorgung nicht.
Es stellt sich die Frage, wie also die Versorgung flächendeckend herzustellen ist. In dem Fall muss man regional denken. 

Zunächst ist eine Ist-Analyse im Kreis GT geplant, sagt der Fachmann. Es gibt schon zahlreiche Versorgungsunternehmen, die "Strecken" betreuen, wie die Bahn, die Autobahn, die Stromnetze. Notwendige Geodaten dazu laufen beim Kreis zusammen. Entscheidend ist auch das Leerrohrmanagement der Kommunen, das der kommunalen Selbstverwaltung unterliegt. Wenn im Rahmen von Straßenbaumaßnahmen und der Verkehrsinfrastrukturförderung Leerrohre gleich mitverlegt werden, könnten die Ausbaukosten erheblich reduziert werden. Hier ist Vernetzung gefragt, die über kommunale Grenzen hinausgeht.

Nun braucht es das "Go" von allen Beteiligten, diese Daten etwa zusammenzubringen. In erster Linie sei die Realisierung der Versorgung in Gewerbegebieten angedacht. Erst dann nehme man die Privathaushalte in den Blick.

Nutzer schneller als Rechner  


Welche alltägliche Relevanz das Breitband auch für Privathaushalte haben kann, zeigt sich dieser Tage ganz bildlich: alle Reden über die olympischen Spiele. Viele wollen das Angebot der vielen Lifestreams wahrnehmen. Nur funktioniert das nur mit einem schnellen Internet. Wer das nicht hat, blickt ins schwarze Nichts und auf einen sich drehenden Punkt. Mehr nicht. Hier wird in Zukunft also eine noch stärkere Nachfrage auch von Privatpersonen Reformdruck aufbauen. Die Internetnutzer sind verwöhnt und oft längst schneller in der Bedienmöglichkeit als ihre Rechner jetzt arbeiten können. Beim Bildaufbau kann man sich mit 2 Mbit/s getrost nebenbei einen Kaffee kochen.

Hauptfokus der Versorgung bleibt wohl aber erstmal die heimische Wirtschaft. Und hier sind besonders die klein- und mittelständischen Unternehmen angesprochen. Die Säule der wirtschaftlichen Dynamik im Kreis, wie immer wieder von Seiten der Politik versichert wird. Denn die großen heimischen Weltfirmen haben sich bereits selbst mit einem schnellen Kabel versorgt. Sie sind darauf angewiesen.

Ausloten der Möglichkeiten

Die Infokom versteht sich in ihren Bemühungen als Klammer aller kommunalen Bemühungen und strickt an einem Geschäftsmodell für die Umsetzung der Breitbandversorgung.

Wer liefert also? Und wer "kann" liefern. Dazu gäbe es verschiedene Modelle, heißt es. Es sei eine Frage der Struktur, ob heimische Anbieter sich zusammenschließen, ob man gemeinsam mit den Großen arbeitet (Telekom) oder einen eigenen Zweckverband mit mehreren Anbietern schließt. Alles in der Diskussion.

Poppenborg hat den Ausbau mit Glasfaser im Kopf, wenn er von Breitband spricht. Ein Überbauen der alten Leitungen der Telekom ist nicht gefragt, Vektoring fällt kurz als Stichwort, das aber kann die Verlegung von Glasfaser nicht toppen. Außerdem würde diese Methode die längere Nutzung von Kupferkabeln zum Kern haben - die Telekom würde es freuen. Ihr gehören die Netze und sie verdient sicher gerne stetig. 



Neuland für Gütersloh

In Gütersloh ist die Breitbandversorgung noch Neuland. In anderen Kommunen und Regionen ist man längst auf dem Weg. Poppenborg nennt das Beispiel Heinsberg bei Aachen. Oder auch den Kreis Cochem-Zell, eine der vier Modellkommunen für E-Government des Bundesministerium des Innern, so wie Gütersloh auch. Diesen Kommunen und Regionen kann man über die Schulter blicken, es gibt verschiedene Modelle, wie vor allem dieser Ausbau finanziert werden kann.

Und da kommt man schnell zum Punkt: Ausbau mit Glasfaserkabel ist teuer. Es laufen schnell Investitionen in mindestens zweistelliger Millionenhöhe auf. Besonders im ländlichen Raum. Ausgaben, vor denen sich gerade Politiker scheuen, denn diese Ausgaben sind langfristige Investition, die sich nicht an Legislaturperioden halten: Wer heute Millionen ind Kabel investiert, die dazu noch in der Erde vergraben sind, erntet in der Regel erst nach langen Jahren den Wert - und ist dann vielleicht nicht mehr im Amt.

Kommunalwahlen - wie wichtig ist Breitband?

Da helfen in diesem Jahr die Kommunalwahlen im Mai 2014. Hier darf man als Bürger, als Wirtschaft und als jemand, der an der generellen Fortentwicklung der Region interessiert ist, Fragen stellen: Wie steht die Politik, wie stehen die Bürgermeister zu diesen Investitionen? Wie kreativ und bereit zeigen sie sich, wenn es um interkommunale Zusammenarbeit geht?

Im weiteren Verlauf wird man ausloten, welche Vorteile eine kommunale Zusammenarbeit haben kann. Im besten Fall ziehen alle an einem Strick und treiben den Ausbau voran. Sollte eine Kommune ausscheren, habe jede Kommune die Möglichkeit, im Alleingang weiterzugehen. Gemeinsam aber hätte man eine bessere Ausgangslage, sagt Poppenborg. Der gesamte Kreis Gütersloh hat immerhin rund 351.000 Einwohner und eine Fläche von 970 qm. 

Eine echte Chance ist gegeben. Wir werden bald wohl sehen, wie es weitergeht, viele Fragen sind zwar noch offen: etwa wie frei zugänglich werden die Netze sein? Open Access ist ein Thema. Ein "Open Access Konzept" basiert auf den Prinzipien der Freiwilligkeit und Technologieneutralität und beinhaltet einen transparenten und diskriminierungsfreien Zugang zur passiven und aktiven Infrastruktur. Dass eine bessere Breitbandversorgung für Gütersloh, für den Kreis Gütersloh, notwendig ist, ist unbestritten. Die Frage, wie liberal die Netze dann sein werden, ist eine politische, die auf einem anderen Blatt steht.

Man kann jetzt nur Daumen drücken, dass alle mitmachen und den Ausbau überhaupt mittragen.




 
























3 Kommentare:

  1. Bevor irgendwann mit hohem Aufwand Kabel verlegt werden, sollte kurzfristig über eine flächendeckende kostenlose WLAN-Versorgung im Großraum Gütersloh nachgedacht werden. Unsere Nachbarstadt Verl macht es uns vor wie das geht.

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  2. WLAN ist keine Alternative wenn wir von 50MBit/s je Haushalt sprechen. Heutiges Draft ac (http://en.wikipedia.org/wiki/IEEE_802.11ac) macht 500MBit/s - Das sind 10 Haushalte und die müssen alle noch in Reichweite liegen. Wir sprechen da schnell mal von <30m. Wenn ich diese Access-Points dann aber alle per Kabel anbinde dann kann man auch gleich noch eine Hauseinführung machen.

    WLAN ist ganz nett für flächige versorgung mit 1-2MBit/s. Je mehr Teilnehmer, Je älter die Technologie der Clients desto geringer ist der wirkliche Durchsatz.

    Verl schreibt das heute ZUSÄTZLICH aus - Nicht anstatt.

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  3. Vielen Dank für die Kommentare, Danke an Florian, dies technisch einzuordnen. Ich bin schon begeistert, wenn hier im Kreis das Glasfaserkabel angedacht wird und kein technisches Stückeln. Der Beitrag war zudem erst der Auftakt, denn ich denke, hier ist noch eine Menge Musik drin - vor allem im politischen Prozess, der sich jetzt abzeichnen muss. Ich bleibe also gerne am Ball.

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