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Dienstag, 2. Dezember 2014

Blick in die Geschichte zeigt Zukunft auf - Breitband

Wir stehen vor einer erneuten Zeitenwende. Auch Gütersloh muss sich entscheiden, welche Weichen die Stadt stellen will: Breitbandversorgung in kommunaler Hand - ja oder nein?! Nicht gleich abwinken bei dem Thema! Denn: hier sei ein kleiner Blick in die Stadtgeschichte erlaubt, der ganz unglaublich Interessantes hervorbringt.


Die Stadt Gütersloh hat eine erstaunliche Geschichte des Aufstiegs von einem Dorf zu einer beachtlichen Stadt mit Industrie von Weltgeltung hinter sich. Vor nun fast genau 100 Jahren standen die Stadtväter vor einer genau so großen Entscheidung, ob sie die Stadt elektrifizieren sollte - oder nicht. Damals war Elektrizität bahnbrechend Neues, nur Wenige waren am "Netz" angeschlossen.

Es lebe der Strom

Ende der 1890er Jahre hatte die Absatzentwicklung an Gas hatte ihren Höhepunkt erlebt. Der Verbrauch war hoch, aber nicht mehr wachstumsfähig, die Elektrizität war im Kommen: die Fabrikbetriebe gingen schon langsam vom Gas zum elektrischen Lich über. Vorreiter waren etwa die Gütersloher Betriebe wie Gebr. Bartels, Güth& Wolf, Gütersloher Weberei etc. und auch Firma Miele. Auch der Bahnhof stieg auf elektrisches Licht um. Erste kleine Netzwerke mit Strom gab es bereits, einige im Stadtgebiet. Die Betriebe hatten allerdings alle für sich selbst gesorgt und sich eigene Versorgungen organisiert. 

Eine erste Begründung für einen möglichen Umstieg auch in der Stadt Gütersloh von Gas auf Elektrizität findet sich in den Verwaltungsunterlagen mit dem Argument, Gas reiche künftig nicht mehr aus. Zudem verblassten mittlerweile die technischen Möglichkeiten der Gasleuchten. Sie wurden zunehmen unbrauchbar und waren für die gestiegenen Anforderungen an sie nicht mehr leistungsfähig genug. Zudem trat die Glühbirne 1911 auf die Weltbühne und setzte Maßstäbe.

Die Realität ist schneller.... 

"Die Gütersloher Stadtverwaltung demonstrierte dennoch Gelassenheit. Eine "tötliche Konkurrenz" für das Gaslicht wurde im Verwaltungsbericht für 1896 bis 1907 ausgeschlossen." Doch 1909, zwei Jahre nach seinem Erscheinen, hatten sich neue Ansichten durchgesetzt. Es wurde eine Elektrizitätskommission eingesetzt. 



Mitglieder der 1909 eingesetzten Elektrizitätskommission waren die Herren Wolf, Niemöller, Schmäling und Flöttmann, sie befassten sich mit einem Angebot der RWE. Diskutiert wurde die Wirtschaftlichkeit und ob sich eine Versorgung bei wenigen Abnehmern überhaupt rentiere. Allerdings blieb die positive Grundstimmung in Richtung E-Werk bestehen. 

Umfrage zeigt Bedarf

1910 machte dann die Stadtverwaltung eine Umfrage im alten Stadtgebiet und fragte in einer Einwohnerbefragung (!) und nicht etwa nur bei Betrieben das "Bedürfnis nach elektrischer Energie" ab. Das Ergebnis war eindeutig: der Bedarf war deutlich erkennbar. Die Stadtverwaltung erarbeitete eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für ein städtisches Elektrizitätswerk mit eigener Stromversorgung, da liefen gleichzeitig Angebote von drei Anbietern ein. Verkürzt: die Lieferung kam von außen, doch erlaubte der Vertrag, dass das Elektrizitätswerk an die Gemeinden liefert und diese ihn an die Einwohner verkaufte, in welchem Falle die Gemeinde das Verteilungsnetz innerhalb der Gemeinde selbst bauen und unterhalten muss. 
Um eine aktuelle Planung des Netzes vornehmen zu können, wurde eine zweite Umfrage gemacht. Das Ergebnis zeigte noch deutlicher als die erste Umfrage, wie enorm der Bedarf in der Bevölkerung gestiegen war: die Anzahl der benötigten Lampen hatte sich demnach in nur einem Jahr verdoppelt. 

Geld für richtige Entscheidung 

Im Dezember 1912 verabschiedeten die Stadtverordneten auf Antrag des Magistrat ein solches Projekt des Netzbaus und genehmigten die Anleihe von 300.000 Mark. 
Zugleich wurde eine ElektrizitätswerkKommission eingerichtet, die für die Ausschreibung zuständig sein sollte.

1913 wurde der Auftrag zur Erstellung eines eigenen Leitungsnetzes und der Transformationseinrichtungen erteilt. Die eigentliche Lieferung verzögerte sich zwar, aber Fakt war: der Strom floss durch stadteigene Netze.

In der Versorgung der Außenbezirke wurden zudem acht weitere Bürgerversammlungen durchgeführt. Vier der Ortsteile bekannten sich ebenfalls dazu, Strom abzunehmen, 1914 floss auch hier Strom. Mit den übrigen wurden gesonderte Vereinbarungen getroffen, in Pavenstädt, Gütersloh-Nord bis zur Berliner Straße floss jedoch kein Strom, hier hatte man sich anders entschieden. 

1914 begann der Erste Weltkrieg, die Weltgeschichte setzte andere Prioritäten.

Die Quelle für diesen geschichtlichen Abriss und das verwendete Foto ist die Chronik zum 125-jährigen Bestehen der Stadtwerke Gütersloh "Die Stadtwerke Gütersloh 125 Jahre", die 1987 von Stadtarchivar Günter Beine erstellt wurde.

Fazit: 

Grundsätzlich kann man diese geschichtliche Weichenstellung in Gütersloh als Blaupause für die heutige Entscheidung sehen: wir stehen heute vor genau der gleichen Herausforderung - flächendeckende Breitbandversorgung gehört in kommunale Hand. Dieser Forderung kann man nicht die kalte Schulter zeigen. 

Noch heute profitieren Stadtwerke und Stadt von den Netzen, in anderen Orten werden Netze händeringend zurückgekauft. Netzbesitz ist Macht und Gemeinwohl. Das ist auch bei der Digitalisierung nicht anders. 

















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