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Sonntag, 4. Mai 2014

GT noch zu wenig digital - Wahlkampf

Wie digital sind die Kandidaten für den Rat 2014 bis 2020 in der Stadt Gütersloh? Die Frage ist spannend vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft - aber auch mit Blick auf die Dialogfähigkeit der Bewerber und den Informationswunsch der Wähler. Nutzen die Kandidaten also die neuen sozialen Kanäle für ihre politische Arbeit und Inhalte zum Dialog mit den Wählern?

Heute habe ich mal einen Blick auf Twitter geworfen.  

Fazit vorweg: Twitter ist Kommunikationsmittel eher für die "mittelalten" Politiker im Alter von 30 - 35 Jahren, es gibt wenig Aktive, viele Twitteraccount-Leichen, kaum politische Botschaften, so gut wie keine Posts zur Gütersloher Politik. Da ginge also noch mehr.

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Hier einige Details:

Von den 155 Kandidaten in 22 Wahlkreisen sind insgesamt 16 Kandidaten auf Twitter aktiv. Das sind gerade mal rund 10 Prozent. Bei weiteren 15 Kandidaten ist unklar, ob es sich um Gütersloher Kandidaten handelt, hier findet sich kein Hinweis, ob es sich nicht einfach nur um Namensgleichheit handelt oder um Anmeldungen ohne Aktivität, die lediglich einen digitalen Fußabdruck hinterlassen haben. Es gibt weder ein Foto, keine oder kaum Follower, die auf einen Güterslohbezug hinweisen.

Bei den 16 Aktiven ergibt sich folgende Hitliste der Parteien: vier Twitterati bei den Linken, drei bei der SPD, drei bei der BfGT, zwei Grüne, zwei FDP und ein CDU-Kandidat. Das Alter der häufigsten Nutzer liegt zwischen 30 bis 35 Jahren, gefolgt von den 40 bis 45 Jährigen. Die dritthäufigste Kaste der Nutzer ist zwischen 60 und 65 Jahren alt. Damit ist Twitter eher ein Medium für die "Mittelalten". 

Die Aktivität der Einzelnen ist sehr unterschiedlich. Zählt man die meisten Follower, führt Wibke Brems (Grüne und MdL NRW) mit 1.037 Followern. (Der Stand kann sich minütlich ändern, sowohl nach unten als auch nach oben.) Es folgt Hannu Peters BfGT (208 Follower), Ludger Klein-Ridder, Linke (153), Paul Neß, FDP (111), Denis Selent, SPD (65), Rudolf Schiedel , Linke (63), Peter Bunnemann, Unabhängig (44), Martin Goecke, SPD (42), Jael Rachel Räcker, SPD (13), Herbert Wessel, Linke (13), Tobias Bonnekoh, BfGT (8), Daniel Heihoff, BfGT (4), Claudius Weisensee, FDP (2), Raphael Tigges, CDU (4), Tillmann Kunze, Linke (0) und Hans-Peter Rosenthal, Grüne ebenfalls mit (0).

                                         Brems auf Twitter                           Fotos ak 2014
Die Anzahl der Follower sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität der Posts aus, wohl aber über die Vernetzung und Kommunikationsfähigkeit. Die Posts sind allerdings alles andere als zahlreich. Die Liste reicht von 5.228 Kurzmitteilungen (also Tweets) bis hin zu 0 Tweets. Der größte Teil der Tweets ist nicht politisch

Tigges auf Twitter  
 Und die politischen Tweets berühren in der Regel nur ganz selten Gütersloher Politik, sondern eher Landes- und Bundespolitik. Hier stechen Brems und Klein-Ridder deutlich politische heraus, sie sind durchweg politisch unterwegs, auch mit Güterslohbezug.

Nun muss man Twitter nicht zwangsläufig als Medium für politische Arbeit nutzen. Twitter aber ist mittlerweile ein fester Bestandteil der politischen Kommunikation. Die Chance auf die von Massenmedien und Lokalzeitungen unabhängige Berichterstattung über die eigene politische Arbeit in der Kommune ist für politisch Aktive sehr groß - und wird in GT kaum genutzt. Dabei hätten gerade Kommunalpolitiker eine Menge zu sagen, sie könnten sich hier positionieren mit ihren Wahlaussagen, die auf kommunaler Ebene sehr konkret ausfallen können. Die Kandidaten hätten hier auch die Chance, ihre Schwerpunkte zu beschreiben und ihre Ziele zu formulieren, eigene Inhalte deutlich zu machen. In Gütersloh stehen immerhin rund 77.000 Wahlberechtigte auf dem Zettel, die am 25. Mai ihre EINE-Stimme bei der Kommunalwahl abgeben können, zumindest, was die Wahl des Rates angeht. Dabei gehört moderne Online-Kommunikation zumindest in Zeiten des Wahlkampfes heute zu den Standardkanälen: es bedarf wenig Aufwandes, geringer Kosten. 

Das Internet gehört heute zudem zu den Hauptinformationsquellen der Bürger - und der Wähler - dies auch gerade lokal. Viele informierte Bürger erwarten deutlich mehr Information und auch direkte Quellen als nur die Berichterstattung durch die lokalen Medien oder Stadtblätter. Sie erwarten direkte Ansprache und Dialog. Kommen die potenziellen Stadträte diesem Informationswunsch nicht nachhaltig nach, entsteht nicht selten Unmut - und das Gefühl der Politikerverdrossenheit steigt weiter. 

Es wäre also wünschenswert, wenn sich die Kandidaten beherzter in die neuen Kommunikationswelten wagen würden. Dorthin, wo sich viele Wähler schon größtenteils bewegen. Das Plakatieren mit unsinnigen Halbsätzen wird immer weniger gewollt ebenso wie das Überreichen von gedruckten Flyern in der Innenstadt beim Einkauf am Samstag. Gewünscht ist: virtueller Austausch.


















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