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Mittwoch, 14. August 2013

Plakatieren ... noch zeitgemäß?

Wahlen. Seltsam anachronistisch muten mittlerweile die vielen bunten und inhaltsleeren Politik-Plakate an, die vor der Bundestagswahl plötzlich wieder an Bäumen und Laternenmasten wachsen. Ein Wahlkampf heute müsste eigentlich moderner geführt werden - und angesichts der großen Herausforderungen deutlich inhaltlicher.

Muss das eigentlich noch sein, das Plakatieren? Ist das überhaupt noch zeitgemäß?

Normale Plakatwerbung gibt es eigentlich kaum noch. Wer heute auf sich hält, bemüht die neuen mobilen Werberollen oder auch beleuchtete hochmoderne Glaskastenwerbung. Das Plakatieren auf Pappe oder Plastik, befestitigt an einem schnöden Lampenpfahl, findet eigentlich nur noch statt, wenn eine zweitklassige Erotikmesse oder ein Zahnärztekongress angekündigt werden - oder auch mal die Dorf-Kirmes im Herbst oder zu Pfingsten.

Die gemeinen politischen Wahlplakate rutschen damit im Prinzip in der Wahrnehmung der werbungsverwöhnten Mitbürger in die unterste Klasse. Eigentlich ärgern sie nur noch, da sie die Sicht im Straßenverkehr behindern, die Radwege verengen und zu bösen Fallen werden, weil die Plakate durch Wind und Regen von den Masten nach unten rutschen....

Sinnvoll erscheinen sie auf den zweiten Blick nur noch, um die Parteimitglieder sinnvoll zu beschäftigen, die diese Dinger bekleben und aufhängen müssen. Aber auch hier hört man allenthalben, dass diese Aufgabe längst an Billiglohnunternehmen outgesourcet wurden.

Der Bundeswahlleiter gibt übrigens zu jeder Wahl den Startschuss für die Plakatierung. Dieser Schuss fällt in der Regel sechs Wochen vor der Wahl. Es gibt aber auch Parteien, die meinen, den Schuss bereits vernommen zu haben, weit bevor er gefallen ist. So die FDP in Gütersloh, die bereits acht Wochen vor der Wahl plakatierte. Der örtliche vierspurige "Ring" schien den Liberalen als das passenste Terrain für den bedeutungsvollen Koalitionspartner - weil am meisten befahren. So kann man zur Zeit ob der unerlaubten Aufhäng-Schnelligkeit nicht am blau-gelb der Partei vorbeikommen:

 

 

In der Stadt Gütersloh gibt es übrigens keine wirklichen eigenen Vorschriften, was das Aufhängen von Plakaten angeht. Auf Anfrage bekam ich den Hinweis auf Meterware Behördensprech in den unterschiedlichen Quellen wie Straßen- und Wegegesetz NRW in Verbindung mit der Satzung der Stadt Gütersloh über Erlaubnisse und Gebühren für Sondernutzungen auf öffentlichen Verkehrsflächen.... und und und...
Und immer noch fährt man in Gütersloh hauptsächlich an den blau-gelben Pappen vorbei:
Die Stadt Frankenberg/Sa. hat da eine Spur beherzter gehandelt. Sie hat eine eigene Satzung für die Plakatierung vor der Bundestagswahl beschlossen. Bahnbrechend: Die Befestigung von Plakaten an Bäumen ist untersagt! Da hat einer ein echtes Herz für Grünes gehabt. Bravo!
Schön wäre es auch gewesen, man hätte den Bürgervorschlag Nr. B 112 aus dem letztmaligen Jahrgang des Bürgerhaushaltes ernster genommen. Der hieß nämlich: Gebühren über Werbesatzung
Begründung:
"Meines Erachtens sollte die Stadt eine Werbesatzung erstellen, die es ihr erlaubt, dass für Plakate an Lichtmasten eine Gebühr in Höhe von 0,20 Cent, oder auch Mengenrabatt, eingenommen wird. Für das Plakatieren an Bäumen und an Ampeln sollte es ordentliche Busgelder geben. Gerade zur Bundestagswahl wäre das doch toll, wenn die Parteien etwas für die Stadtkasse tun. (Oder wir nicht mehr so genervt sind von der Masse an Plakaten.)
 Abstimmung: 25 Pro, 3 Contra, 4 Neutral und 2 Kommentare
Wertung der Verwaltung: Die Stadt hat mit einem Werbeunternehmen bereits einen entsprechenden Vertrag geschlossen. Politische Wahlwerbung ist davon ausgenommen. 
Wie schade, dass Wahlwerbung davon ausgenommen ist. Da kann die FDP eigentlich nur froh sein, denn man fährt in Gütersloh immer noch an den blau-gelben Wahlplakaten vorbei:

Mein Favorit, was man mit politischer Wahlwerbung eigentlich machen müsste, wäre: Kunst! Nutzen wir doch die ungefragten Plakatflächen für eigene Botschaften an die Politik. Kommentieren wir doch das, was uns da als Lösungslosung zugerufen wird. Bemalen wir die Plakate bunt und wild. Schließlich will das Volk doch gehört werden! Politische Kunst im öffentlichen Raum - für alle.








2 Kommentare:

  1. Die Kunst besteht darin, bei der Wahl genau die Partei zu wählen, von der man KEIN Plakat gesehen hat.
    Bedingung: keine Enthaltung !

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  2. Man tut doch auch den Parteien einen Gefallen, wenn z.B. nur noch an den fünf von Bürgern am häufigsten besuchten Plätzen und am Rathaus je eine Großtafel für die plakatklebewilligen Parteien erlaubt und vorgesehen wird.
    50 % der Bürger können doch heute schon im Internet viel mehr an Wahlversprechen googlen, als reißerische Plakatverschmutzungen herzeigen.
    Der Höhepunkt des Plakatkrieges steht uns ja noch bevor, wenn nämlich am Wahltag die Parteien früh am Morgen ihre letzten Plakate vor den Wahllokalen anbiedernd aufstellen!
    Da bleibt nur noch die Briefwahl oder werden wir da in letzter Sekunde auch noch beeinflusst, Frau Knopp?

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