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Samstag, 10. Dezember 2011

Gemeinwohl - auf diese Steine können Sie bauen

Das Gemeinwohl wird allgemein als der Gegenbegriff zu bloßen Einzel- oder Gruppeninteressen innerhalb einer Gemeinschaft verstanden. Kommunalpolitisches Handeln solte diesem Gemeinwohl verpflichtet sein.  Dabei wird i.d.R. übersehen, dass in pluralistischen, offenen Gesellschaften die konkrete inhaltliche Bestimmung des Gemeinwohls immer von den Interessen und Zielen derjenigen abhängig ist, die sich auf das Gemeinwohl berufen und das Gemeinwohl bestimmen und derjenigen, denen die Verwirklichung des Gemeinwohl nutzt.   

Dem Gemeinwohl verpflichtet
Wer gehört dazu?
Die Frage ist also: Wer gehört zur Gemeinschaft, deren Wohl angesprochen wird? Und inwiefern werden Außenstehende durch eine solche Gemeinwohlkonzeption ausgeschlossen oder negativ getroffen?(Münkler/Fischer 2002)
Gemeinwille
Jean-Jacques Rousseau glaubte: „Wenn die Bürger keinerlei Verbindung untereinander hätten, würde, wenn das Volk wohlunterrichtet entscheidet, aus der großen Zahl der kleinen Unterschiede immer der Volonté générale (Gemeinwille) hervorgehen, und die Entscheidung wäre immer gut.“ (Gesellschaftsvertrag, 2. Buch, Kap. 3).Rousseau setzt dem bloßen Willen aller (volunté de tous) den Gemeinwillen (volonté générale) entgegen, der ausschließlich am Gemeinwohl interessiert sei. Nicht die Summe der individuellen Zielverfolgungen, sondern nur die kollektive Willensanstrengung könne das Gemeinwohl garantieren.

Stadtentwicklung für wen?
Bei einem Blick auf die laufende Diskussion zur Stadtentwicklung und den dazugehörigen Quartieren (Wellerdiek, Kolbeplatz) mit ihren Investoren und potentiellen Bauherren, frage ich mich, wo eigentlich der "volonté générale" zu finden ist? Jeder Orts- und Personenkundige kann sich die Landkarte der möglichen Eigeninteressen an fünf Fingern abzählen. Wo also sind Kriterien und Diskurse für eine Stadtentwicklung, die nachhaltig und intelligent sind und dem Gemeinwohl dienen? Die Entscheider könnten etwa den Demographiebericht für Gütersloh berücksichtigen, den Sozialbericht, den Bericht "...auf dem Sprung zur Großstadt von 1945 bis heute",  den Beitrag "guter Städtebau ist Lebensqualität" sowie den Handlungsleitfaden Wohnen. - Alles Werke, die reichlich Aufschluss für die Zukunft bringen - in der Schublade belassen, erzeugen sie kaum den volonté générale, sondern nur den Eigennutz.

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