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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Online Shopping mal anders


Dieser Tage bekam der Begriff „Online-Shopping“ eine ganz andere Bedeutung für mich:

Ich stand in einem Bekleidungsgeschäft, welches sonst eher von jüngeren Mädchen besucht wird - das mit dem 8. und 13. Buchstaben im Alphabet. Versunken in meine eigenen Gedanken schob ich die reduzierten Pullover von rechts nach links und konnte mich nicht entscheiden.

              Wolle weihnachtlich      Foto: ak 2014

Plötzlich stand ein junger Mann Anfang dreißig hinter mir. Er hielt sein Handy ans Ohr und sprach ziemlich hektisch: 

„So, ich bin jetzt in der Ecke mit den Pullis. Wo soll das sein?“

Die Antwort am anderen Ende der Leitung konnte ich natürlich nicht hören. Ich sah nur das offensichtliche Ergebnis: er kam näher zu mir. 

„Und welchen?“ fragte er in sein Smartphone, das mit dem Apfel, ich konnte es am Weiß erkennen.

Wieder hörte ich nichts, sondern verfolgte seine prompte Handlung: Der blaue Pulli mit dem skandinavischem Muster glitt vom Bügel in seine Hand. 

„Welche Größe braucht sie denn, hier steht XS, passt das?“

Offensichtlich nicht, denn das Wollmuster wanderte zurück auf die Stange.

Er schob nun mich beiseite, „Schuldigung, darf ich mal  kurz?“ und kramte weiter, drehte die Etiketten der blauen Pullis der Reihe nach um.

„Nee, finde ich nicht“. Pause und ein Schritt zurück vom Regal.

„Ja, es gibt die auch noch in rot und in weiß“, gab er Rapport.

„Dann kriegt sie eben einen in rot, ist doch auch schön!“ setzte er fort, jetzt noch deutlich weniger entspannt als zu Beginn seiner Suche.

„Ja. Gibt es. Habe ich. Rot in M.“

„Och nein, also jetzt habe ich doch einen! Warum das jetzt?" Pause. "Hmh", folgte gequält. Pause. "Wo soll das denn sein?“

„Ich sehe hier keine Rolltreppe“ er schaute sich um. „Wo?“

Hilfesuchend hielt er Ausschau, nahm sogar das Phone vom Ohr als ob er diesmal seinem Lotsen am anderen Ende doch nicht bedingungslos vertraute.

Mit einer Drehbewegung hängte er den doch nicht gewählten Roten in M zurück ins Regal und machte sich auf den Weg … wie ferngesteuert.

„Ja, mache ich…“ hörte ich ihn noch sagen, dann verschwand er hinter dem Kleiderständer mit Röcken in Richtung Rolltreppe.

So kann OnlineShopping also auch funktionieren, dachte ich mir: da sitzt jemand zuhause oder sonstwo - vielleicht im Café oder in der Tiefgarage, mobil alles möglich - und steuert einen realen Anderen online wie einen Kaufavatar durchs Geschäft.

Ich hoffe, seine Shoppingliste ist abgearbeitet, bis er sein Smartphone wieder aufladen muss.

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