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Mittwoch, 8. Januar 2014

Transformation ins Digitale

Es ist nicht übertrieben: Wir leben in einer Zeitenwende. Zumindest was die Digitalisierung angeht. Immer mehr Lebensbereiche sind digitalisiert oder befinden sich im Umbruch. Bei einigen merken wir es schon gar nicht mehr, weil diese online-Handlungen zu unserem Alltag gehören. Beispiel: online-Überweisungen. Bei anderen Schritten der Digitalisierung sind die meisten Menschen noch zurückhaltend, weil hier die Transformation auf einem komplexen Niveau stattfindet. Etwa wenn es um staatliche und politische Handlungen geht. Wie beispielsweise der Eintritt der Stadt Gütersloh in die Welt des E-Government, der bisher noch ohne eigenes Gesamtkonzept stattfindet.



Das Bundesministerium des Innern hatte Gütersloh als eine von drei Kommunen als "E-Government Modellkommune" auserkoren. Wie bereits gebloggt. Nach dem Auswahlsieg im Dezember beginnt aber die Arbeit für die Gütersloher erst. 



Am Start 

Gütersloh steht noch fast bei Null. Den zuständigen Ansprechpartner der Stadt, Dr. Markus Kremer, hatte ich gebeten, mir die Bewerbungsunterlagen der Stadt Gütersloh zum Verbloggen zu schicken oder gleich gänzlich online zu stellen. In der kommenden Woche nun sollen die Bewerbungsunterlagen in einem Auftaktermin des Bundesministeriums der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das heißt warten. 


Das Projekt der Modellkommune läuft offensichtlich im Verwaltungsbetrieb noch losgelöst, es ist noch nicht in ein städtisches Gesamtkonzept zum E-Government eingebunden. Das fehlt. Will die Stadt das Modellprojekt langfristig und nachhaltig als Start ins E-Government nutzen, ist ein solcher Gesamtrahmen zwingend notwendig. 


Lernen von Anderen

Gütersloh mag zwar Modellkommune sein, an vorderster Stelle steht die Stadt damit jedoch nicht. Muss auch nicht. Hier sind Bonn, Moers, Köln und auch zahlreiche kleinere Kommunen schon sehr viel weiter. Zudem existiert bereits eine stattliche Bandbreite gesetzlicher und rechtlicher Bestimmungen, die die Handhabung "verstetigt und absichert".  In NRW kann man etwa auf den Aktionsplan 2009 zurückgreifen. Gerade im Dezember 2013 fand in Düsseldorf die Veranstaltung  "E-Government - Best-Practice bei Land und Kommunen" des Behörden Spiegels zusammen mit dem Innenministerium NRW statt.

Gütersloh müsste also das Rad für sich nicht neu erfinden. Was jedoch individuell in der Stadt geklärt werden müsste: Lizenz- und Haftungsfragen, ein Datenmonitoring, IT-Infrastruktur mit Anbindung ans Ratsinfosystem (welches künftig im Verbund laufen könnte mit anderen Kommunen), der  IT-Betrieb eines Open Dataportals, selbstverständlich die Kostenfrage sowie die nach finanziellen Folgeauswirkung. Gleichfalls mitdenken müsste man bereits die Möglichkeit der interkommunalen Vernetzung und das Lernnetzwerken mit anderen Kommunen in schon bestehenden Arbeitsgruppen etc. Am Ende bedarf all dieses (notwendige) Experimentieren auch die politische Willenserklärung und der genauen Definition, was eigentlich in Gütersloh konkret unter E-Government, Open Data und mobile Government verstanden werden soll.  Ein Modellprojekt im luftleeren Raum zu betreiben kann erste Impulse setzen, nachhaltig wird es allerdings erst dann nutzen, wenn es von Beginn an ernsthaft auf allen Ebenen verankert und getragen wird.

In Bonn etwa hat es sich bewährt, diesen Prozess offen zu gestalten und eine Arbeitsgruppe einzurichten, die auch Interessierten Zugang bot.


Impulse der Best Practice

Im Rahmen der Veranstaltung "E-Government - Best Practice" hielt Dr. Helmut Kauther, Mitglied der Bull-Kommission, die Eröffnungsrede, die einen guten ersten Einstieg ins Thema E-Government bietet. 

Hier nur zwei kurze Impulse dazu:
 "Mit der Einführung von E-Government sollen die Leistungen der Verwaltungen für ihre Partner verbessert und gleichzeitig die Kosten für Verwaltungslei-stungen gesenkt werden." (...) Mit neuen Techniken können Kunden der Verwaltung medienbruchfrei in Verwaltungsprozesse einbezogen werden. Diese Kunden wiederum können umfassender und aktueller über Verwaltungsvorgänge und auch deren Grundlagen informiert werden, als es bisher möglich war"


                                           steter Tropfen....                      Fotos ak 2013

Blogs lesen - mitdiskutieren  

Die Entwicklung der Thematik "Digitalisierung" gehr rasend schnell. Spannend vor diesem Hintergrund der Digitalisierung von Verwaltungen ist auch die Diskussion, die Oliver Bildesheim @bildesheim in seinem Tumblr-Blog vor einer Woche angeregt hatte. Er postete: "Sketchnote mit einigen Fragen zu Mobile Government (mGov), über die ich gerade nachdenke und über die ich gerne diskutieren möchte. Wer Anregungen, Ideen, Kommentare hat, kann diese gerne unter diesem Post hinterlassen :-) Freue mich stets über Meinungsaustausch."

Er beginnt den Fragereigen mit: "Was verstehst Du unter MobileGovernment?" und setzt fort: "Wie fügt sich MGov in EGov ein oder grenzt sich davon ab?" 
Im Lauf der zahlreichen Kommentare, die er bekommen hat, wird deutlich, wie zahlreiche Blickwinkel es auf das Thema E-Government gibt. Es ist die vordergründig eher technische Diskussion, die der Verwaltungsabläufe; weniger die der Öffentlichkeit, der Partizipation und der Nutzer und eigentlich eher selten die der Politik. Das aber ändert sich. Kommentator Sven bringt es auf den Punkt: es ist eigentlich keine Frage des "ob" mehr, sondern nur noch des "wie".

Hier darf man gerne nochmal einen Blick auf Bonn werfen und die gerade im Rat verabschiedete Leitlinie Open Government Data als vermeintlich ein Baustein auf dem langen Weg der Digitalisierung. 


Digitales in alternder Gesellschaft 

In diesem Zusammenhang habe ich auch den Blogpost 
"@ggreenwald, @kaidiekmann, der #30c3 und die deutsche Demographie" von Ole Wintermann @olewin mit großer Aufmerksamkeit gelesen, der sich generell mit dem Thema der Onlinenutzung in einer alternden Gesellschaft auseinandersetzt. Sein Ansatz ist die deutliche Herausforderung, vor der Deutschland zukünftig in Fragen der Netzpolitik stehen wird. Und wie Teile der Gesellschaft heute damit umgehen, insbesondere die ältere Generation, die mit einer gewissen "Verweigerungshaltung" gegenüber neuen Entwicklungen der jüngeren Generation positive Entwicklungs- und Lebenschancen nachhaltig schädigen wird. Er spricht von der "Silver-Bulge-Generation", die derzeit das "Sagen" hat im Land und viele Weichen in der Netzpolitik nicht stellen oder aktiv negieren. 

Interessanter Teilaspekt auch für die Kommunalpolitik in Gütersloh, deren Aktive ein Durchschnittsalter von über 55 aufweisen. Genau die Generation, von der Wintermann spricht. In der Verwaltung sieht es nicht ganz anders aus. Ein Umstand, der sich übrigens in vielen Kommunen ähnlich darstellt und kein Spezifikum für GT ist. Zumindest ist GT schon mal Modellkommune.

















3 Kommentare:

  1. Ich bin jetzt 73 Jahre alt geworden und finde Digitalisierung klasse - wo sie denn Sinn macht.

    Endlich kann ich wieder meine Bücher ohne Lesebrille lesen! Das geht nur auf dem neuen ebook, denn auf dem Papier musste immer meine Brille die Buchstaben an meine schwächelnden Augen anpassen - sehr ermüdend.
    Heute reicht mir eine kleine Wohnung mit 2 Zimmern plus PC mit großem Speicher um alle meine Bücher in Griffweite zu haben. Die ersparte Miete kann ich in neue, spannende und lehrreiche eBooks investieren. Unser Wald wird es uns sicher danken, wenn er nicht - wie meine Büchersammlung auf Papier - vorher verheizt wird.
    eGovernment dagegen ist des Teufels! Jegliche Verantwortung der "Regierenden" wird verwaschen, nichts ist mehr nachvollziehbar und die wenigen Gesetze zum Wohl des Bürgers gehen in die ewigen Jagdgründe ein - so wie wir Alle.
    So dient eGovernment nur den Regierenden und nicht dem gemeinen Volk!

    Genießen wir das Leben und die Bits, bevor sie vergehen.

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    1. Eine unfähige Regierung wird durch das Werkzeug "eGovernment" nicht besser, sondern bestenfalls effizienter in der Beseitigung der Bürgerrechte.

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  2. Zum Thema "Demografie" mit Aspekten auch außerhalb von Gütersloh, Deutschland und Europa möchte ich Ihnen gern die Lektüre meines Blogs
    "Die Macht der Babyboomer"
    empfehlen.
    Danke und liebe Grüße aus Berlin von Guido Lingnau
    http://demografie-und-finanzmaerkte.blogspot.de/

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