Wenn jemand von Größe spricht, ist Wachsamkeit gefordert. Wenn jemand von Größe ausgegangen ist und dann "noch größer" wird, ist Argwohn angebracht. Wenn diese Dinge im Finanzwesen gesprochen und realisiert werden, muss man nachfragen:
Die Sparkasse Gütersloh kauft ein Grundstück und Immobilien von der Stadt und will bauen. Beraten wurde allerdings im nicht-öffentlichen Teil der Ausschüsse. Dabei sitzen Menschen mit zwei Funktionen in einer Person am Tisch: sie sind Politiker und gleichzeitig Sparkasseninvolvierte.
Daher hier meine Anfrage an die Kommunalaufsicht des Kreises, da die Stadt Gütersloh dazu keine Auskunft gibt:
Verkauf an Nachbarn - wenig transparent Foto: ak 2012 |
Kreisverwaltung
Gütersloh
Kommunalaufsicht
des Kreises Gütersloh
für
die Stadt Gütersloh
Herzebrocker
Str. 140
33334
Gütersloh
Gütersloh, 3.3.2013
Beschwerde
über Beratung eines Verkaufs städtischer Immobilien
an
die Sparkasse Gütersloh in nicht-öffentlicher Sitzung sowie
mögliche
Befangenheit der Politik nach § 31 GO NRW
Sehr
geehrte Damen und Herren,
gerne
möchte ich Sie als interessierte Bürgerin der Stadt Gütersloh
bitten, folgenden Sachverhalt zu prüfen. Meine schriftliche und
telefonische Anfrage an die Stadt Gütersloh hat keine konkreten
Antworten nach sich gezogen:
Die
Stadt Gütersloh verkauft ein bebautes Grundstück an der
Eickhoffstraße Gütersloh an die Städtische Sparkasse Gütersloh.
Diese will an dieser Stelle einen Neubau errichten. Über diesen
Verkauf (DS. 354/2012) wurde am 6.11.2012 in nicht-öffentlicher
Sitzung zunächst im Grundstücksausschuss beraten. Auch alle
weiteren politischen Ausschüsse tagten hierzu nicht-öffentlich.
Dabei
sind folgende Aspekte jedoch deutlich von öffentlichem Interesse und
daher auch öffentlich erklärungsbedürftig:
Der
Vorsitzende des Grundstücksausschusses (SPD)
ist gleichzeitig auch Angestellter der Sparkasse Gütersloh. Da die Diskussion über den Verkauf besagten städtischen
Eigentums an die Sparkasse nicht-öffentlich stattgefunden hat, ist
nicht deutlich, ob sich der Vorsitzende in diesem Punkt als befangen
deklariert hat – oder ob er hier aktiv einbezogen war. Auf
Nachfrage wurde auf die Verschwiegenheit hingewiesen. Nach § 31 GO
NRW wäre dies zu klären.
Die
Grundstücksangelegenheit Stadt – Sparkasse dürfte jedoch von
hoher Relevanz für das öffentliche Interesse sein, da es sich um
ein zentrales Grundstück mitten in der Gütersloher Innenstadt
handelt. Wechselt dieses Grundstück in den Besitz der Sparkasse,
wird damit ein ganzes Quartier von der Sparkasse dominiert und geht
unwiderruflich für die Stadt und eine mögliche innerstädtische
Gestaltung verloren.
Gerade
die Sparkasse als öffentlich-rechtliches Institut hat vom
Vertrauensverlust in das Bankenwesen an sich in Folge der Finanzkrise profitiert. Dieser Bonus ist sicher bedingt durch die öffentliche
Kontrolle. Diese Vertrauensvermutung sollte nun durch ein Höchstmaß
an Transparenz unter Beweis gestellt werden. Verkaufsverhandlungen im
nicht-öffentlichen Teil der politischen Gremien zu behandeln, passt
nicht in dieses Bild.
Durch
den Verkauf verliert die Stadt Gütersloh die Möglichkeit der
gestalterischen Steuerung dieses Quartiers. Es ist ein Filetstück in
der Innenstadt. Die Stadt verliert Besitz - gleichzeitig aber wird
sie nach Fertigstellung des geplanten Neubaus durch die Sparkasse
Gütersloh Büroflächen im Neubau anmieten. Die Stadt als ehemalige
Eigentümerin wechselt also in den Status der Mieterin. Ist dieser
Wandel ökonomisch gerechtfertigt? Wurden die Modalitäten und
Konditionen hierzu bereits im Zuge der Verkaufsverhandlungen
vereinbart? Welche Konditionen wurden ausgehandelt? Wer kontrolliert
hier noch? Hier verquicken sich Interessen der Politik mit der der
Sparkasse, denn nicht nur der Vorsitzende des Grundstücksausschusses
ist Angestellter der Sparkasse, sondern auch die Bürgermeisterin ist
in zahlreichen Gremien der Sparkasse involviert ebenso wie der
Vorsitzende des Finanzausschusses Vorsitzender des Verwaltungsrates
der Sparkasse ist. (Auch wenn hierzu die GO § 31 (3,4) Aussagen
vorsieht) In der Öffentlichkeit rufen diese Verflechtungen
Unwohlsein hervor. Die öffentliche Kontrolle scheint deutlich ins
Wanken zu geraten.
In Folge
des Verkaufes soll nun auch der Bebauungsplan geändert werden. Diese
Änderung wiederum lässt weitere Fragen aufkommen: Hier ist keine
Wohnbebauung vorgesehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite
(Quartiersentwicklung Strengerstraße/Kaiserstraße) jedoch wurde
seit langen Jahren eben u.a. um diesen Punkt gerungen und ein
Investor abgelehnt, weil keine Wohnbebauung vorgesehen war. Man hat
zur Entwicklung dieses Nachbarquartiers eine Bürgerbeteiligung
vorgesehen, die in Workshops Grundlagen, Rahmenbedingungen und Ziele
für einen politisch gewollten Wettbewerb erarbeiten sollte. Dieser
Workshop wurde im Herbst 2012 bereist realisiert. Ein richtiger
Schritt, wenn man den Bedarf an bezahlbarem innerstädtischem
Wohnraum für die zukünftige Entwicklung der Stadt ernsthaft
berücksichtigen möchte. Ist hier nicht zwingend der Grundsatz der
Gleichbehandlung gefragt, wenn auf der gegenüberliegenden Seite nun
völlig konträr geplant und gehandelt werden soll, nur weil eine
öffentlich-rechtliche Sparkasse neue Grundeigentümerin wird? Wie
wurde das in den politischen Gremien diskutiert?
Diese
Grundanliegen haben mich dazu bewogen, die Kommunalaufsicht
anzusprechen, da eine öffentliche und damit nachvollziehbare
Diskussion über den Verkauf zwingend geboten ist.
Ich
hoffe, Sie können meinem Anliegen folgen und können dazu Position
beziehen, auch wenn ich „nur“ in der Position einer Bürgerin
bin.
Mit
freundlichen Grüßen
Vielen Dank! Ihr aussagekräftiges Schreiben an die Kommunalaufsicht unterstütze ich voll und ganz. Ich bin sehr interessiert an der Antwort. Hoffentlich hat die Sparkasse die Kommunalaufsicht inzwischen nicht auch schon gekauft :-)
AntwortenLöschenDanke für Ihren Kommentar. Ob die Kommunalaufsicht der Sache überhaupt annehmen will/kann, ist noch nicht ganz klar. Welche Möglichkeiten der Beschwerde Bürger überhaupt haben, muss ich nochmal recherchieren. Ihre Anmerkung ist allerdings nicht ganz ohne, denn auch der Landrat ist als Privatperson in zahlreichen Gremien der Sparkassen, auch der Sparkasse in Gütersloh, eingebunden.....
AntwortenLöschenLobbyPlag ist eine interessante Idee wie der Einfluß von Lobbyisten auf die Gesetzgebung aufgedeckt werden kann. Das kann auch im kommunalen Bereich für notwendige Transparenz sorgen.
AntwortenLöschenDie Idee
http://gutjahr.biz/2013/02/lobbyplag/
die Ausführung
http://www.lobbyplag.eu
Danke, das kenne ich. Ich schaue aber mit diesem Blickwinkel nochmal drauf.
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