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Mittwoch, 3. Oktober 2012

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Satire zum NW-Artikel "CDU will Spardebatte ohne Denkverbote" vom 3./4. Oktober 2012. Im Hauptausschuss wurde die Forderung nach einer Haushalts-Diskussion "hinter verschlossener Türe ohne Denkverbote" gefordert, ein weiteres Mitglied des Rates forderte sogar "dann frei reden zu können". Und diese Meldung erfolgt einen Tag vor dem "Tag der deutschen Einheit" - ein Gedenktag an den Protest eines Landes gegen Unterdrückung und Repression.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt:

Bürgermeister: "Meine Damen und Herren, ich eröffne die nicht-öffentliche Haushaltsklausur. Den Antrag für die Einrichtung einer interfraktionellen Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatten die drei Mehrheitsfraktionen A,B und C gestellt. Wie Sie sehen, nehmen nur drei Fraktionen von sechs daran teil. Wir sind trotzdem beschlussfähig."


Horchen im Ratssaal



Fraktionsmitglied Partei A: "Danke, dass Sie uns diese Sitzung zusammen mit der Verwaltung ermöglichen. Ist doch mal ganz schön, so allein mit Ihnen und Ihren Fachleuten. Da muss man sich nicht mit der nervigen O-p-p-o-s-i-t-i-on herumschlagen! 
Klar, wollten wir auch immer schon hinter verschlossenen Türen tagen. Ist doch lästig, da muss  man sparen - und die Bevölkerung läuft einem dann gleich wieder Sturm, wenn sie ein paar Zehner mehr für die Leistungen auf den Tisch blättern müssen. Also als erstes mal muss die Gewerbesteuer, ja und die Grundsteuer, gesenkt werden. Um 10 Punkte, mein Vorschlag. Und natürlich die Gebühren erhöhen. Der heimische neue Gartenmarkt macht da so eine schöne Werbung in der Stadt! Die las ich, als ich hierher fuhr: 25 % Rabatt auf alles. Das können wir doch schön übernehmen: 25 % auf alles! - aber natürlich Kürzung bei den freiwilligen Leistungen!" (Lacht)

Fraktionsmitglied Partei B: "Ja! Das ist es doch. Die Lösung! 25 % auf alles. Ist auch so ein gängiger Slogan. Kann man gut behalten. Und bis zur Wahl haben das alle wieder hübsch vergessen. Außerdem macht es doch die Sitzung heute einfacher. Wir kommen schnell zu einem Ergebnis. Und ein Rasenmäherprinzip kann man auch viel besser vertreten. Man muss ja nicht gleich jeden einzelnen Posten erklären! Zu viel Aufwand! Da sitzen wir ja noch ewig hier."

Bürgermeister: "Ist das schon ein Antrag auf Abstimmung?"

Fraktionsmitglied Partei C: "Ja, also, ich hatte mich dazu ja auch noch gemeldet. Aber bitte, wir können auch jetzt schon abstimmen. Ist mir alles recht. 25 Prozent, hört sich doch gut an. Kürzung kann man ja ganz leise dazu sagen. Die, die es trifft, haben eh keine Lobby. Und die paar Protestierer vor dem Rathaus, die schicken wir schnell nach Hause. (Lacht und klopft auf den Tisch) Haben wir ja schon mal gemacht!! Erinnern Sie sich noch, als wir mit dem Megaphon aus dem Rathaus nach unten gerufen haben - geht nach Hause, die Demo ist zu Ende - (lacht ganz laut: hahaha). Das haben die Schüler ja auch brav gemacht...!!! Demokratie ist doch was Wunderbares, wenn wir als Gewählte sagen können, wie´s laufen soll! Hätte ich mir bei der Gründung meiner Partei nicht ausmalen wollen."

Fraktionsmitglied Partei B:"Hubert, ja! Aber, wenn wir uns hier auch schon einig sind, auf die 25 Prozent auf alles-Streichung können sich ja offensichtlich alle einlassen, lasst uns trotzdem noch eben die restliche Zeit nutzen...."

Fraktionsmitglied Partei A: "Gut, aber abstimmen müssen wir noch. Wer ist dafür?"

Bürgermeister: "Moment, meine Herren, aber diesen Part übernehme immer noch ich!"

Fraktionsmitglied Partei A:"Also gut. Machen Sie das eben, wenn´s denn schnell geht!"

Bürgermeister: "Ich bitte dann um Handzeichen, wer von Ihnen diesem Beschluss zustimmen möchte: Wir senken die Gewerbesteuer und die Grundsteuer um 10 Punkte und streichen bei den freiwilligen Leistungen um 25 % - auf alles." 

(Alle Stimmberechtigten im Saal heben die Hand.)

Bürgermeister: "Damit ist der Beschluss einstimmig angenommen."


Fraktionsmitglied Partei C: "Da sind die anderen Fraktionen eben selbst Schuld, wenn sie einen solchen tollen Schulterschluss beim Sparen nicht mittragen wollen."

Fraktionsmitglied Partei B: "Schön, dann ist das ja durch. Muss ja. Also ich hab da dann noch ein Anliegen. In Produkt 0102 der Straßenunterhaltung "Am Reiherbach" steht noch der Ausbau mit 30 Tausend Euro drin. Wir wollen den ja auch kleiner  machen, reicht doch, wenn wir den nur grob sanieren. Also, wenn dann noch eine Fuhre Teer übrig wäre.... gut, ich sag mal, dann wäre es doch Verschwendung... also, ich hab da noch ´ne Hofeinfahrt, die jetzt nur ein Schotterweg ist. Kann man doch da eben mal teern, oder?"



Fraktionsmitglied Partei A: "Da hab´ ich nix gegen, aber du hast mir immer noch keine Zusage gegeben, dass ich dann auch mein Maisfeld in die richtige Fruchtfolge bringen kann... Wenn ich dafür jetzt ein Ja kriege, dann wäre das doch auch vom Tisch. Soll ja sonst Ausgleichsfläche werden. Will ich aber nicht so ganz gerne."

Bürgermeister: "Meine Herren, die einzelnen Produkte im Haushalt können Sie doch den Fachleuten zur Abstimmung überlassen. Wir greifen gerne Ihre Detailwünsche im bilateralen Gespräch auf."

Fraktionsmitglied Partei A:"Gut! So machen wir das! Sollen wir jetzt gemeinsam an die örtliche Presse gehen? Wäre doch schön, wenn wir alle drei Vertreter auf einem Foto hätten, so mit den Händen ineinander oder so?" 























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