Stadtbekannte christliche Geistliche leiteten durch den gottesdienstlichen Gebetsabend, mit Andacht, Gebeten und Liedern, der sich vor allem mit Anliegen der Stadt und ihrer Bürger befasste.
Beten im Ratssaal - wenn, dann alle! |
Aha.
Beim ersten Lesen war ich erstaunt. Beim zweiten Lesen war ich nachdenklich. Beim dritten Lesen erschrocken....
Zwei Gedanken dazu:
Warum muss so ein christlicher Gottesdienst im Ratssaal abgehalten werden? Stehen nicht ausreichend (leere) Gotteshäuser in der Stadt für solch ein Unterfangen zur Verfügung? Oder ist es etwa die Höhe des Ratssaales im siebten Stock, welche die Gläubigen vermeintlich näher zu Gott bringt, damit ihre Gebete erhört werden? Das ist bekanntlich schon mit dem Turmbau zu Babel grandios gescheitert....
Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland Artikel 4 ist die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses garantiert - sie sind unverletztlich. (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Ich sehe die Gütersloher Christengemeinde in keiner Weise in ihrer Glaubensausübung gefährdet, so dass sie etwa in den Schutz des Staates oder der Stadtverwaltung flüchten müsste.
Und: In Gütersloh leben Menschen aus über 100 Staaten, die jeweils alle fünf Weltreligionen repräsentieren - und ein paar Splitterreligionen dazu. Wenn die Christen im Ratssaal beten, dürften die übrigen Religionen nicht ausgeschlossen werden. Ich stelle mir das große Bohei vor, wenn etwa die muslimische Gemeinde eine solche Tradition einrichten möchte, oder aber die Hinduisten oder Buddhisten etc. Großer Gott aller - das könnte ein beschauliches Gütersloh kaum aushalten. Oder doch? Ich plädiere dafür, dass wenn eine Gruppe hier beten darf, dann alle Anderen auch. Oder am besten eine breite Ökumene aller Religionen - also der Dialog - das stärkt das Gemeinschaftsgefühl aller Einwohner einer Stadt.
Oder aber man belässt den Ratssaal als das, was es ist: ein Ort der politischen Auseinandersetzung für das Gemeinwohl.
Anliegen der Stadt und ihrer Bürger:
Zweitens: Die Gebete kreisten um die Anliegen der Stadt und ihrer Bürger, so heißt es. Wenn es lediglich um politische Themen und Bürgerschaft geht, ist die Stadt nicht ganz so schnell, nicht ganz so traditionell dem Bürgergedanken verpflichtet und auch nicht so offen. Das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre. Wenn Anliegen der Stadt und ihrer Bürger also nur Gehör finden, wenn sie gebetet oder liturgisch dargeboten werden, muss ich mir in Zukunft noch mehr Fragen stellen. Auch als Getaufte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen