Bildungsgestaltung statt Bildungsverwaltung
Damit wäre die Bildungsdebatte dann doch eröffnet. Geschäftsbereichsleiter für Bildung Joachim Martensmeier weist meine Kritik zurück. Die Beratung zum Schulentwicklungsplan sei öffentlich. Ich bleibe bei meiner Position: Hier zeigt sich die Haltung eines Bildungsverwalter, moderne Bildungspolitik aber sieht ganz anders aus. Beteiligen ist etwas Anderes als berichten. Beteiligung braucht ein transparentes Konzept. Sollte etwa eine Überlastung des Schulverwaltungsamtes solche Verfahren unmöglich machen, muss man über eine personelle Aufstockung oder Umschichtung nachdenken, damit das Zukunftsthema Bildung auch in der Verwaltung gut aufgestellt ist.
nicht für die Öffentlichkeit zugänglich Foto ak2015 |
Fakt ist: drei nicht-öffentliche Termine gab es bereits. Wäre die Beratung zum Schulentwicklungsplan wirklich öffentlich, hätte die Antwort von Martensmeier lauten müssen: hier ist der transparente Ablaufplan für den Beratungsprozess, hier sind die festen Termine für Elternbeteiligung, in denen noch ergebnisoffen diskutiert werden kann, hier sind die Fakten, die allen gleich zugänglich sind und das haben wir bisher beraten.
Der Kulturentwicklungsplan wird z.B. so offen erstellt. Das ist zwar eine Vorgabe des Landes NRW, aber es verbietet nicht, in der Schulentwicklungsplanung ähnlich vorzugehen.
Zudem sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe zum Schulentwicklungsplan zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sie werden jetzt nicht plötzlich öffentlich sprechen. Politik und Verwaltung wollten offensichtlich Entscheidungen so weit eivernehmlich vorbereiten, bis sie entscheidungsreif sind. Das heißt: Die Marschrichtung ist dann längst entschieden, am Ende bleibt für die Schulgemeinde die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Dieses Verfahren sah man schon als die Astrid-Lindgren Grundschule geschlossen wurde. Ich habe immer auch schon dazu gebloggt.
Stadt und weite Teile der Politik haben ganz andere Ziele als Eltern: man will kein weiteres Geld ausgeben, verfolgt die „demographische Rendite“ mit dem Rückbau, weil man in späteren Jahren keine leeren Gebäude haben will. Eltern aber wollen Qualität für ihre Kinder im Jetzt und Hier. Und unsere Gesellschaft postuliert an jeder Stelle: Bildung sei der einzige Rohstoff für unsere Zukunft. Die unhaltbaren Zustände etwa der Raumnot und der Mangelausstattung brauchen jetzt Antworten. Ein wirklich offener Prozess hätte diese Interessen schon längst miteinander ins Gespräch gebracht.
Dazu braucht es geeignete Verfahren der Beteiligung. Natürlich ist die Interessenabwägung komplizierter, weil Politik und Stadt sich von Beginn an erklären müssten. Ein Beispiel für einen abgebrochenen Dialog mit der Öffentlichkeit ist der Bildungsgipfel in Gütersloh. Er fand nur ein einziges Mal im Jahr 2011 statt.
Zudem soll hier ein „Plan“ für die kommenden fünf Jahre entstehen. Ein „Bildungsbericht“ wäre das bessere Instrument, da er beteiligungsorientiert angelegt ist und weitere Kriterien wie Kinderarmut, Inklusion, Stadtteileigenheiten einbezieht.
Martensmeier verweist auf Millionenzahlungen ohne dabei zu spezifizieren. Auch die Gelder für Schulsozialarbeit und Schulbibliotheken sind erst auf Druck von außen geflossen. Ferner verschweigt Martensmeier, dass die Zuweisungen an Schulen seit Jahren unzureichend sind. Davon kann eine Schule pro Jahr maximal einen Klassensatz neue Stühle kaufen. Die Anforderungen an Schule aber sind deutlich gestiegen.
Bisher ist man weit entfernt von einer echten Beteiligungskultur auf dem Weg zu chancengerechter Bildung. Beteiligung mag dabei mühsam erscheinen, ist aber der einzige Weg zur Akzeptanz. Kritik wird stets zurückgewiesen. Diese Haltung wurde schon bemüht, als ich selbst aktive Schulmutter war, verändert hat sich in den letzten 13 Jahren daran nichts. Ein offener Dialog ist der einzige Weg zur Bildungsgestaltung.
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