In Kindergärten und Schulen werden die Weichen fürs Leben gestellt: Das gilt auch für Gütersloher (Kinder und Jugendliche). Bei dieser kommunalen Aufgabe geht es schon lange nicht mehr nur um den Erhalt von Gebäuden oder die Struktur, sondern um Rahmenbedingungen, Schülerzahlen, Förderung, Steuerung, Bildungsbeteiligung, Übergänge und vieles mehr. Während die Aufgabenstellung im Bildungsbereich also immer vielfältiger wird, werden die notwendigen Informationen seitens der Verwaltung dazu immer spärlicher und kleinteiliger. Der Eindruck drängt sich auf, die Bildungsverwaltung finde noch mit Lochkarten handschriftlich statt. Dabei liegen die Daten in der Schublade. Aber Wissen zu teilen, heißt in GT offensichtlich Deutungshoheit abzugeben.
Warum also gibt es in Gütersloh so wenig transparenz in einem Politikfeld, welchem solche Zukunftskraft inne wohnt? Es ist Zeit für einen kommunalen Bildungsbericht.
Kommunale Daten bündeln....und transparent machen! |
"Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf" - so lautet ein afrikanisches Sprichwort.
Wie soll eine Kommune Weichen stellen und steuern, wenn die Grundlagen nicht ausreichend, nicht frühzeitig, nicht rückwirkend und prognostisch vorhanden sind?
Wie wichtig diese Steuerung ist, zeigen etwa zwei Beispiele:
1.
Die Versorgung mit Betreuungsplätzen in der Stadt. Die vorhandene Kapazität reicht nicht aus. Es wird eng, wenn der gesetzliche Anspruch auf einen Kindergartenplatz einklagbar wird. Auch wenn die Kommune auf die Bundes- und Landesgesetzgebung schimpft, so waren die Zeichen der Zeit für Gütersloh deutlich lesbar, dass nämlich der Bedarf steigen würde. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit Daten und Zusammenhängen hätte hier eine bessere Strategie entstehen lassen können. Leider Fehlanzeige. Wer badet es aus? Familien mit Kindern.
2.
Schuleingangsklassen
An der Schule etwa kommt keiner vorbei. In Deutschland besteht Schulpflicht - da mögen die Schultüten bei der Einschulung noch so niedlich und verlockend wirken - jede und jeder ab dem zarten Alter von sechs Jahren muss hier in den nächsten Jahren regelmäßig erscheinen. Mittlerweile ist durch zahlreiche Studien belegt und bekannt, wie eng Bildungsbenachteiligung und soziale Herkunft zusammenhängen - nicht unerheblich von der Schulwahl und den dortigen Chancen auf Förderung.
Seit Jahren schaue ich mir immer mal wieder Sitzungen im Bildungsausschuss an - und bin überrascht, wie selten hier Fakten, Daten und Zusammenhänge seitens der Stadtverwaltung mitgeteilt werden - und wenn, dann als magere Tischvorlagen oder als "mündliche" Berichte. Auch die Mitglieder im Bildungsausschuss versäumen es immer wieder, nach diesen Zahlen zu fragen - das belegen die Ausschussprotokolle der letzten Jahre.
Nehmen wir exemplarisch die Anmeldungen der Schuleingangsklassen, die jedes Jahr bereits im November durchgeführt werden. Hier entscheidet sich, welche Grundschule wie stark frequentiert wird - und damit auch, wie groß die Eingangsklassen werden. Jedes Jahr entsteht das gleiche Szenario der nicht vorgelegten Zahlen, die oftmals erst im nächsten Frühjahr mündlich mitgeteilt werden. Dann aber sind die Konstellationen der EIngangsklassen schon längst festgelegt. Eine Steuerung ist oft nicht möglich. Wir erleben in Folge das ewige Hick-Hack der "Ablehnungen" und im letzten Jahr sogar der ersten Grundschulschließung. Dass dabei immer wieder Klassen mit 30 Kindern entstehen, ist nach wie vor ein Skandal. Auch wenn im laufenden Schuljahr Klassenteilungen für einzelne Kurse mit "Krücken" ermöglicht werden, so ist das nur Kosmetik. Von individueller Förderung ist da nicht mehr die Rede.
Gleiches gilt etwa für die nicht wirklich geführte Diskussion über eine mögliche Sekundarschule, also Schulstrukturänderung in Gütersloh. Abgesehen davon, dass es kaum grundsätzliche Diskussionen über Schulstrukturentwicklungen in der Stadt gibt, liegt kein Datenmaterial vor, etwa ob Eltern solch eine Schule wählen würden. Wenn schon die Politik nur von einer Entscheidung zur nächsten hangelt - dann sieht es mit der öffentlichen Diskussion um Bildung und Schule in Gütersloh ganz elend leer aus. Auch für dieses Manko wäre eine grundlegende Information etwa durch einen transparenten Bildungsbericht erfrischend.
Die Liste der Fehlentwicklungen oder Unterentwicklung könnte verlängert werden. Deutlich ist aber schon jetzt:
Es gibt keinen triftigen Grund dafür, Zahlen und Zusammenhänge nicht öffentlich in einem Bildugnsbericht zu bündeln. Es ist Zeit für einen Gütersloher Bildungsbericht, der Fakten auflistet und transpranet macht, der Zusammenhänge verdeutlicht, vor allem bildungspolitische Handlungsfelder aufzeigt und Prozesse ablichtet. Ein solcher Bericht ist nicht nur an die Politik zu adressieren, sondern öffentlich für alle Interessierten zu machen: als Grundlage für die Möglichkeit einer systematischen Zusammenarbeit aller politischen, schulischen und außerschulischen Partner bei der Erziehung und Bildung in einer kommunalen Verantwortungsgemeinschaft.
Übrigens gibt es schon Kommunen, die hier sehr viel weiter sind als Gütersloh. Man darf sich nur einmal im Kreis Gütersloh umsehen - oder aber einen Blick über den Tellerrand der Regionen werfen. Die Nachbarn sind da fixer. Schade nur für unsere Kinder, wenn sie demnächst diesen Tiefschlaf der Verantwortlichen auszubaden haben.
Wie gesagt, Bildungsbiographien gibt es nur einmal.
Hallo Anke,
AntwortenLöschenich kann deine Erfahrungen leider nur bestätigen. So habe ich im Rahmen einer kleinen Recherche die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gütersloh nach den geschlechtsspezifischen Bildungszahlen der öffentlichen Schulen in der Stadt gefragt. Leider gibt es diese Zahlen anscheinend nicht. Dass muss umso ärgerlicher erscheinen, als dass die Bildungsdiskriminierung der Jungen damit noch offensichtlicher würde.
Hallo Ole, das wundert mich nicht wirklich. Ich habe nur keine Erklärung dafür, warum solch wichtigen Daten nicht veröffentlich werden. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man genau das als Flüsterpolitik - whistle blower - bezeichnen, was ja eigentlich nach neuerer Geschichte genau die andere Seite betreibt.
AntwortenLöschenAuf lange Sicht wird es der Stadt enorm schaden! Dann aber sind die Verantwortlichen in Pension oder lassen sich höchstens noch einen Orden für ihr Ehrenamt umhängen - ungeachtet der Qualität, die sie politisch hinterlassen haben.