Zukunft spiegelt sich im Jetzt Foto ak 2013 |
Besonders gut erlebbar ist das, surft man auf Facebook unter "Wenn Du aus Gütersloh kommst, dann... " Die alten Ansichtspostkarten von "John Doe" setzen genau auf diesen Effekt "weißt du noch? und dann das Erstaunen darüber, wie lange das schon her ist und wo wir heute bereits stehen. Die Brücke vom Standardtelefon der Telekom in grün und Wählscheibe bis zum Smartphone mit WhatsApp ist kurz.
Gestaltung der digitalen Welt
Dieser Effekt ist allerdings nicht nur ein privater. Hinter der Fassade hat sich die Gesellschaft verändert - von Menschen, Umwelt, Wirtschaft bis hin zum technischem Fortschritt. Viele dieser Impulse vollziehen sich in unserem Umfeld. Viele Entwicklungen aber werden an entscheidender Stelle einfach auch ignoriert. Wir erwarten in diesen Tagen die Wahlprogramme zur Kommunalwahl. Die Politiker äußern sich zur nächsten Wahlperiode und wollen Maßstäbe setzen, wie sich Gütersloh ihrer Auffassung nach entwickeln soll.
Mich interessiert hier besonders die Gestaltung der digitalen Welt in Gütersloh. Zwei Themenschwerpunkte von weitreichender Veränderung sind dabei die Entwicklung im Bereich E-Government (OpenGovernment) sowie im Breitbandausbau.
In den Haushaltsreden für das kommende Jahr waren beide Themen übrigens nicht zu finden.
Dass diese Themen im Zentrum der Politik angekommen sind, zeigt:
Dieser Tage setz sogar die Bundesregierung auf den Trend, Deutschland möglichst breitflächig mit einem schnellen Internet auszurüsten. Der Infrastrukturminister Alexander Dobrindt hat mehr staatliche Anstrengung angekündigt, damit die Bürger bis 2018 mit mindestens 50Mbit/s versorgt sind. In Sachen Breitband hat sich auch der Kreis Gütersloh auf den Weg gemacht, hier sind allerdings eher die kleinen kreisangehörigen Kommunen die Pulsgeber. Gütersloh Stadt hat sich noch an keiner Stelle bemerkbar gemacht. Dieses Projekt kostet auch Geld, welches die Stadt GT nicht hat. Dennoch kann Gütersloh diese Entwicklung unmöglich verschlafen. Ein Blick
auf die Statistik zeigt, wo wir in Deutschland mit dem Datentempo stehen:
Die großen Firmen im Raum Gütersloh können sich jeweils eigene schnelle Internetanschlüsse leisten. Damit wird aber das Gros der Bevölkerung abgehängt und die Infrastruktur (Mensch und Möglichkeiten), die die Großen gerade als Nährboden brauchen, wird nachhaltig abgehängt. Wer etwa im Breitbandausbau nur eine Spielerei weniger Nerds erkennt, verkennt, wie sich Arbeit in der Zukunft gestaltet. Wer etwa in der Nutzung von OpenData lediglich den Transparenzgedanken festmacht (was schon gut ist), hat nicht erkannt, dass gerade auch innovatives Potenzial in der Nutzung der Daten und in der Weiterentwicklung ihrer Inhalte steckt, die einer Region Standortvorteile verschafft. Im Prinzip geht es hier um das langfristige Sichern von Anschlüssen an die Zukunft. Wir reden nicht mehr vom simplen Flächenverbrauch.
Cluster für 4.0 Technologie
Gleich um die Ecke von Gütersloh etwa arbeitet bereits eine gut vernetzte Industrie am Projekt "IT´s OWL". Es geht um Industrie 4.0 - ein Technologienetzwerk für Intelligente Technische Systeme in OWL. In diesem Zuge gilt der Spitzencluster it's OWL als das größte und konkreteste Projekt im Kontext Industrie 4.0. Ein Blick in die Liste der Firmen sowie der Projekte, an denen gearbeitet wird, zeigt, wie weitreichend auch der Kreis Gütersloh davon berührt wird.
Auf dem Weg in Vernetzung
Wir sind im Grunde auf dem Weg von einer Industrieregion in eine Vernetzungslandschaft. Dazu braucht es eine breite Diskussion, um die Menschen mitzunehmen, die Innovationen zu erklären und überhaupt zu verstehen, welche Umwälzungen in Kürze zu meistern sein werden. Das Internet der Dinge ist keine Utopie, die lediglich auf dem Areal des Silicon Valley in den USA begrenzt ist. Das entwickelt sich auch direkt vor der Haustür. Und sollte Gegenstand der politischen Diskussion sein. Alle Politikfelder werden davon unmittelbar berührt werden: Wirtschaft, Arbeit, Stadtentwicklung, Mobilität, Bildung. Leider ist davon in Gütersloh noch nicht sehr viel zu bemerken.
Der Grad der Entwicklung ist dabei nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern bringt auch in der Neudefinition der Rollen von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft neue Möglichkeiten mit sich: Weg vom Konsumenten von Entscheidungen, sondern hin zum aktiven Mitwirken.
Ist es da nicht gerechtfertigt, einiges an Aussagen in den politischen Wahlprogrammen vorfinden zu wollen? Schließlich will man wissen, wem man die Letztentscheidung über die Zukunft der Stadt in die Hand gibt.
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