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Samstag, 29. August 2015

Digitale Wertschöpfung und Schlaf - wie passt das zusammen?

Die Pro Wirtschaft GT hatte zur 3. Wirtschaftskonferenz geladen. Rund 120 Gäste waren dieser Einladung gefolgt.

Prominentester Gast war wohl der Wirtschaftsminister NRW, Garrelt Duin. Er hielt die Key Note und übergab auch 930.000 Euro Fördergeld für OWL und den Clustergedanken eines Technologiezentrums.

Launig bot der Minister ein Bild des digitalen Wollens: Auf seiner Agenda steht das Programm "Köpfe, Kooperation und Kapital", wenn es um digitale Wertschöpfung geht. Dieser Ansatz bezieht sich aufs gesamte Land, nicht nur auf die Region OWL, der man allerdings eine Menge Möglichkeiten zutraut. Duin postulierte auch, NRW solle zum Digitalland Nr. 1 werden in Deutschland. Start-ups und Traditionsunternehmen müssten zusammen kommen, was besonders lokal gelinge. Fünf Zentren für digitales Netzwerken in NRW seien angedacht, man brauche Orte für Dynamik, wisse aber nicht, was dabei herauskomme. Unser Land solle zum Gravitationsfeld für Industrie4.0 werden. Und die Infrastruktur für die Gewerbegebiete und die Schulen müsse vorrangig sein, meinte er.
Soweit der formulierte Wille, was alles möglich sein soll im Land. Übrigens lief am gleichen Abend im WDR ServiceZeit ein kurzer Film zum Thema "Wie schnell surft NRW?" - mit sehr gedämpfter Stimmung, denn NRW surft nicht schnell.

// Realitätscheck vor Ort

Dann aber einmal gerne auch hier der Realitätscheck der digitalen Denke vor Ort an nur einigen Stellen:

Gefragt wurde der Landrat Adenauer, wie digital er denn schon sei, etwa in der Kommunikation. Seine Antwort war, er bekäme mittlerweile 2/3 Mails und 1/3 Briefpost, aber bei beiden gehörten 50 Prozent in den Mülleimer. Interessante Information, dass ein Landrat sich auf Mails beruft, wenn er nach Digitalisierung gefragt wird.

// Telekom hat´s gemacht 

Weiter geht es in der Beschau des Breitbandausbaus in Gütersloh. Hier habe man sich frühzeitig mit einem Gutachten auf den Weg gemacht, die Telekom habe mittlerweile "eigenwirtschaftlich" das Netz ausgebaut, man sei in Gütersloh also sehr gut aufgestellt. Wir reden hier über Vectoring durch die Telekom und ein Versprechen, dass jeder mindestens 50 m/bits bekommen würde. Auf einer Veranstaltung, die sich digitale Wertschöpfung zur Messlatte gelegt hat, kann so eine Ansage eigentlich nur Kopfschütteln hervorrufen. Statt dessen: Sattes Schweigen und dann Applaus.

// Referentin hat Spaß, Publikum ist aufgeregt 

Bis hierher war es politisch geprägt. Es folgte ein Vortrag von Dr. Ursula Frank, Beckhoff Automatisierung. Sie zeigte Charts über die bereits in vollem Gang befindlichen digitalen Umwälzungen, die aber mittlerweile bekannt sind: Google Maps, Apple Watch, WetterApps. Also Mainstream. Das erzeugte Unruhe in den Reihen, es wurde kommentiert, das sei doch eher etwas für Nerds. Wohl gemerkt: wir schreiben das Jahr 2015 und wir unterhalten uns über disruptive Geschäftsmodelle und ein klein wenig auch über Arbeit 4.0 und Industrie 4.0.

Mehr will ich gar nicht schreiben. Wohl gemerkt: ich bin ein großer Fan von it´s OWL, dem TechnologieCluster hier in der Region, ich schätze auch die Akteure sehr. Doch sobald es an den Transfer in die Breite geht, also in die Riege der Entscheider und Würdenträger vor Ort, wird mir bange ums Herz, ob denn hier auch schon angekommen ist, was wie ein riesiger Wirbel um uns herum schon Wirkung zeigt. "Wir haben die Digitalisierung verschlafen", raunte ein Banker.

Da kann man nur sagen: Ja!

// Lass mich´s grad mal besser wissen

Und wenn ich dann noch ein paar Tipps geben darf: die pro Wirtschaft GT hat sogar einen Twitter-Account. Auf der Veranstaltung (mit einem #Wirtschaftskonferenz - den ich selbst gemacht habe, damit man das überhaupt findet, der aber eine ganze Zeile auf Twitter verschlingt) - aber wurde gar nichts von hier getwittert, außer das:

Und dann: es gab kein WLAN in den Tagungsräumen der Volksbank, der Gastzugang funktionierte auch nicht und hätte einen Zugangscode gebraucht. (Dafür funktionierten draußen x-Überwachungskameras.)
Ja, auch das Format könnte man das nächste Mal ändern: Gern ein Barcamp draus machen, dann können alle Geladenen mitmachen, sich einbringen und mit den Füßen entscheiden, welchen Vortrag sie gerne mitmachen möchten.