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Sonntag, 10. Juli 2011

Bildungspolitik auf TOP 1

Deutschland ist ziemlich rückständig, was Investitionen in Bildung angeht. Beim Bildungsstand der Bevölkerung sind wir in nur 5 Jahren vom 5. auf den 15. Rang aller OECD-Länder abgerutscht. Das ist nicht neu, haben wir immer wieder gehört, "Deutschland" ist irgendwie weit weg. Und wen interessieren schon diese Zahlen? Spätestens bei einem Blick ins eigene Dorf oder die eigene Stadt wird es aber konkret.

In wen "investiert" man denn da eigentlich?
In Gütersloh beispielsweise werden 2012 rund 860 GrundschülerInnen eingeschult. Die Schülerprognose für Gütersloh besagt, dass die Schülerzahlen sinken werden. Nicht so krass, dass man gleich "Entvölkerung" schreien muss. Aber die Zahl sinkt. Die Ursachen sind bekannt. Im Jahre 2020 werden es nur noch 779 SchülerInnen sein. Es gibt nur ganz wenige Kommunen in NRW, die sich im Gegensatz dazu über eine steigende Schülerschaft freuen können. GT gehört also nicht dazu. 
Faktisch heißt dieser Rückgang: die erste Grundschule in Gütersloh musste im letzten Jahr geschlossen werden. Auf dem Bildungsgipfel der Stadt am Samstag, klang bei der Präsentation des Bildungsdezernenten ein Nebensatz mit, dass es eine weitere Grundschulschließung möglich ist. Wir verlieren also das, was in Zukunft am meisten zählt: Köpfe - und Wissensträger (wie auch immer die Inhalte dazu aussehen mögen.)

Preis zahlen die Kinder
Dr. Rösner vom Institut für Schulentwicklung der TU Dortmund führte in seinem Vortrage aus, dass sich dieser Fakt der mangelnden Investitionen in Kürze rächen wird. "Unsere Kinder werden dafür den Preis zahlen", malte er ein sonst nicht näher beschriebenes Szenario an die Wand. Wenn "Kinder" den Preis dafür zahlen müssen, wird die Summe sehr hoch sein, wenn es nur noch wenige Kinder sind. Und wenn diese Kinder dann auch noch "zahlungsunfähig" sind, weil weniger gut ausgebildet und damit einkommensschwach - dies nicht nur im internationalen Vergleich, sondern möglicherweise auch schon im regionalen Vergleich, sogar im städtischen Vergleich - dann rückt schon sehr viel spürbarer näher, was da auf uns zukommt. 
Wer jetzt denkt, wir hätten noch ausreichend Zeit und Spielraum für strategische Überlegungen oder konträre Positionen innerhalb der Parteien, der irrt. Es lohnt also allemal, die Chance zu nutzen, sich mit gebündelten Kräften auf den Weg zu machen und die Bildungspolitik in Gütersloh auf TOP 1 der Tagesordnung zu setzen. Nicht nur mit Geld, auch mit Kreativität und Ideen.

Aufgeschrieben ist es....
Die Ideensammlung auf dem Gütersloher Bildungsgipfel kann ein Startschuss dafür sein. Wir haben zwar eine große "Wunschliste" aufgeschrieben, von der "Herr Dezernent Bildung" auch wolkig feuilletonistisch sagte, "ja, aufgeschrieben haben wir das schon mal....", aber jetzt kommt es (wiedermal) auf die Umsetzung an. 

Nach der Kür kommt also die Pflicht: Schon am Dienstag gibt es eine erste politische Rückschau auf den Ideensatz der "beteiligten Bürgerschaft".

Wenn zumindest ernst genommen wird, dass jedes Kind seine Bildungsbiographie nur einmal gestalten kann, dann ist das eine große Aufgabe für die gesamte Kommune: Die wenigen Kinder gut zu begleiten. Nicht nur, damit sie irgendwann mal "unsere Schulden" abtragen können - sondern auch, damit sie mündige Menschen werden, die wissen, wie es in Zukunft weitergeht..... in Gütersloh und anderswo.