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Mittwoch, 11. Dezember 2013

Soziale Medien - Nutzung vor und nach der Wahl

Die NRW-Kommunalwahl 2014 naht, der Wahlkampf rollt bereits an, kaum, dass die Nation den Bundestagswahlkampf 2013 hinter sich hat, wobei die Regierung noch nicht einmal steht. Was haben beide Wahlen miteinander zu tun? Einiges. Erstens: die Bundestags-Kandidaten nutzten die Sozialen Medien für ihren Wahlkampf - und wie sieht ihr Kommunikationsverhalten nach der Wahl aus? Das führt zu zweitens: Immerhin bewirbt sich der Großteil der ehemaligen Bundestagskandidaten jetzt für ein kommunales Mandat.

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Wie die Bundestagskandidaten die Sozialen Medien in Wahlzeiten genutzt haben, findet sich in meinen Blogbeitrag von August 2013 dazu. Wenn jetzt der Großteil von ihnen auch im Kommunalwahlkampf aktiv ist, ist ein Rückblick auf die Gütersloher Kandidaten also ganz hilfreich. Was läuft in ihren Accounts noch NACH der Wahl und was heißt das für die Kommunalwahl?



Im Bundestagswahlkampf 2013 hat man gelernt, dass die Sozialen Medien eine große Rolle gespielt haben. Nicht wahlentscheidend zwar, aber die Parteien sind unter Druck, echter, zeitgleich und direkter zu kommunizieren.
Der Hamburger Wahlbeobachter Martin Fuchs hat ermittelt, wie fleißig die Kandidaten die neuen Medien genutzt haben. Sein Fazit lautet u.a., die politische Kultur hat sich nachhaltig verändert. 60 Prozent der Wähler generieren ihre Informationen über Politik und Parteiarbeit mittlerweile im Netz. Aber was ist mit dieser neuen Form der Kommunikation (bei vielen ist es das simple Senden von Botschaften geblieben), wenn die Wahl gelaufen ist?

Ein Blick auf die Bundestagskandidaten in Gütersloh gibt Auskunft:


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CDU-Bundestagskandidat Ralph Brinkhaus konnte den Wahlkreis Gütersloh mit 50,25 % der Stimmen gewinnen und ist damit zum 2. Mal als MdB in den Dt. Bundestag eingezogen. Während er vor der Wahl und im Wahlkampf sehr rege gepostet hat, folgen nach der Wahl am 22.9.2013 insgesamt nur noch 8 Posts auf Facebook. Die Inhalte waren lediglich kurze Mitteilungen für Termine und Ortsbestimmungen. Politische Inhalte sind dabei kaum vermittelt worden, sieht man von einem Interviewhinweis ab. Eigene Beiträge, Kommentare oder Positionen fehlen komplett. Das mag daran liegen, dass der 18. Dt. Bundestag immer noch auf "Abwarten" geschaltet ist.
Im Social Media Analysetool Pluragraph war daher auch ein rasanter Anstieg der Internetaktivitäten von Brinkhaus im Zeitraum März bis Dezember 2013 zu verzeichnen. Im August landete er auf Rang 2.524 aller im Pluragraphen eingetragenen Organisationen, im Dezember liegt er auf Platz 2.877 und fällt damit zurück.

Der SPD-Bundestagskandidat Thorsten Klute wurde nicht in den Dt. Bundestag gewählt. Nach dieser Niederlage folgte am 18. November 2013 die Deklaration als Kandidat für das Bürgermeisteramt in der Stadt Versmold, in der er bereits Bürgermeister ist. Die Kandidatur zur Wiederwahl bereits 2014 ist eine Folge der geänderten rot-grünen Landesgesetzgebung in NRW zur Zusammenlegung der Wahlen von Bürgermeistern und Räten, da die reguläre Wahl der Bürgermeister erst 2015 angestanden hätte. In der Rolle als Bürgermeisterkandidat und amtierender Bürgermeister nutzt Klute daher sein Facebook-Profil nahtlos zur Bewerbung für das nächste Amt. Er postet regelmäßig vor allem zu Themen rund um seine Stadt, zur Zeit sind der Weihnachtsmarkt und dessen Beleuchtung zentrale Posts.

Die Kandidatin der FDP, Evelyn-Dahlke, hat das Posten auf facebook komplett eingestellt. Am 24. 9. also zwei Tage nach der Wahl änderte sie ihr Profilbild und veröffentlichte dann noch einen Post zum Wahlergebnis der FDP. Danach herrscht Funkstille.

Der Kandidat der Grünen, Marco Mantovanelli, hat ebenfalls aufgehört, auf der Facebook-Seite zu posten. Es finden sich auch keine Einträge zur Wahl oder zu den Ergebnissen oder politischen Inhalten.

Der Kandidat der Linken, Ludger-Klein-Ridder, postet nur noch gelegentlich. Es finden sich hier drei Posts mit politischem Inhalt.

Die Kandidaten der Piraten, Jonas Aust, postet nach dem Wahlkampf auch nur noch fünf Posts mit Verlinkungen auf politische Inhalte. Am 10. November hören seine Posts auf. 



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Noch zum Bundestagswahlkampf war hier einiges Gezwitscher der Gütersloher Kandidaten zu vernehmen.

Ralph Brinkhaus @rbrinkhaus twittert seit der Wahl kaum noch. Seine Followerzahl konnte er erhöhen von 1331 auf mittlerweile 1471. Aus 627 Tweets bis zum August 2013 sind nun aber nur 646 geworden, seit der Wahl nur 4 Posts. Das bedeutet: Funkstille.

Thorsten Klute @ThorstenKlute hat mittlerweile 37 Follower und versendete insgesamt 4 Posts. Man kann diesen Kanal also für stillgelegt erklären. Die Kommunalwahl scheint (bisher) nicht auf Twitter vertreten zu sein. 

Jonas Aust @Yonah_ twittert noch, mäßgi, er hat 140 Follower, das sind 12 mehr als zur Wahl. 

Ludger Klein-Ridder @LukretKlein twittert als Einziger noch sehr aktiv, er postet viele politische Inhalte der Linken. Er hat mittlerweile 126 Follower, im August waren es noch 71.

Eine Evelyn Dahlke gibt es auf Twitter, sogar mit zwei Followern. Es ist allerdings nicht klar, ob sie die FDP-Kandidatin ist.


Nach der Wahl ist vor der Wahl

Facebook und Twitter sind die wichtigsten Kommunikationskanäle für Politiker im Bundestagswahlkampf gewesen. Das wird sicher auch im Kommunalwahlkampf so bleiben.

Die Gütersloher Kandidaten haben diesen Trend erkannt. Aber sie haben sehr unterschiedlich darauf reagiert. Vor und während des Wahlkampfes war bei allen eine deutliche Zunahme der online-Aktivitäten zu erkennen.
Nun ist der Wahlkampf "gelaufen" und das Kommunikationsbemühen der Politiker flaut deutlichst ab. In der Regel herrscht sogar absolute Funkstille.

Das alleine ist eine Aussage, die man fast erwartet hatte. So aber funktioniert das Netz nicht. Und diese Funkstille geht auch deutlich an den Nutzererwartungen der Wähler an die politischen Vertreter vorbei.

Was die Internetnutzer von Politikern im Netz erwarten, ist nach wie vor undeutlich, beleuchtet wurde diese Frage aber kürzlich von Patricia Goda, in einer aktuellen Untersuchung der Universität Ilmenau. Goda schrieb einen Gastbeitrag im Blog von Martin Fuchs.

Hier ein paar Basics der Erkenntnisse:

"Bezogen auf das Kommunikationsverhalten erwarten die Nutzer, dass Politiker auf Fragen und Kontaktaufnahme in maximal einer Woche oder gar, wie von zwei Drittel der Befragten gefordert, bereits in maximal drei Tagen antworten."

 "Was den Einfluss sozialer Netzwerke auf die Wahlentscheidung der Nutzer angeht, wird dieser als eher gering eingeschätzt. Nur ein Fünftel geht davon aus, dass soziale Netzwerke die Wahlentscheidung der Nutzer beeinflusst. Die Hälfte der Befragten, die keinen Einfluss sehen, geht allerdings davon aus, dass der Einfluss sozialer Netzwerke in Zukunft steigen wird."

 "(...) Über zwei Drittel der Befragten möchten, dass ein Politiker sein Profil persönlich pflegt und der Meinung sind, dass Politiker dauerhaft in sozialen Netzwerken aktiv sein sollten. Aktiv heißt in diesem Fall, während des Wahlkampfes sollte ein Politiker auf Facebook mehrmals pro Woche aktiv sein und außerhalb des Wahlkampfes mindestens einmal pro Woche. Auf Twitter sollte ein Politiker sowohl während des Wahlkampfes, als auch außerhalb desselben, mehrmals pro Woche aktiv sein."

"Besonders wichtig ist allerdings, dass Politiker nicht nur Pressemitteilungen über ihr Profil verbreiten, sondern auch selbst verfasste und gut recherchierte Artikel oder Kommentare. Zudem sollten Politiker Informationen zu politischen Beteiligungsformen wie Demonstrationen oder E-Petitionen veröffentlichen, da sich fast zwei Drittel der Befragten solche Beiträge wünschen. Auch erwarten mehr als die Hälfte der Befragten, dass Politiker durch Umfragen nach der Meinung der Nutzer beziehungsweise Wähler fragen."

"Eine weitere klare Tendenz liegt in der Angabe, über welche Themenbereiche Politiker informieren sollen. Fast 90% der Probanden sind der Meinung, dass Politiker sich in sozialen Medien vor allem zum eignen Fachbereich, aber durchaus auch ein wenig zu allgemeinen Themen äußern sollten."
 
 
Diese Erkenntnisse sollten anregend wirken: Denn, wenn nun die Gütersloh-Kandidaten ihr Postingverhalten als Bundestagskandidaten fast aufgegeben haben, ist das wenig dazu angetan, das Vertrauen zu der aufgebauten Community zu festigen oder zu halten. Denn sie stehen ja schon bald wieder als Kandidaten für ein kommunales Amt auf einem nächsten Wahlzettel. 
 
Ihre teilweise Funkstille im Netz kann sogar dazu führen, dass künftig auf dieser Basis kein wirklicher "Dialog" mehr zustande kommen wird. Dann sind diese Kanäle nur ein weiteres Medium zum "Senden" ohne jede Art von Austausch.
 
Sollten die ehemaligen Bundestagskandidaten also jetzt Ratskandidaten oder Bürgermeisterkandidaten sein/werden, ist die Frage, ob sie ihr Online-Verhalten der Wahl anpassen wollen, um dies als Wahlwerbung zu verwenden, oder ob wirklicher Austausch gewünscht ist. Das gilt natürlich auch für den Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus, der zumal auch den nun "fehlenden" SPD-Kandidaten nach eigenen Angaben ersetzen möchte, denn Gütersloh hat nach der Wahl nur noch einen MdB in Berlin.
 
Große Chancen, große Aufgaben warten auf die stetigen Kandidaten. Im Netz allemal. 
 
 
 















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