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Dienstag, 22. Mai 2012

Ellen Miller und Open Governance, ein Alien?

Ellen Miller, founding direktor of the Sunlight Foundation, Washington, muss sich vorgekommen sein wie ein Alien. Sie saß auf dem Eröffnungspodium des Bundeskongresses politische Bildung und berichtete über die Arbeit ihrer Organisation: openkongress.org. Eine Inernetplattform, die open government in den USA nicht nur theoretisch betreibt, sondern real. Hier kann man nicht nur mit seinem Abgeordneten direkt in Kontakt treten, sondern auch "öffentliche Daten" abrufen. Und das nicht nur als Daten für Kleinteiliges, wie etwa, wo sind die nächsten öffentlichen Toiletten, sondern "richtige" Daten, seien es Verträge, Studien, Verhandlungsprotokolle, Datengrundlagen für Entscheidungen etc. Open Data hat hier eine ganz andere Dimension, als es in Deutschland zur Zeit der Fall ist. Eine der Fragen greift zum Beispiel auf, wie sich Politiker finanzieren, wie die Querverbindungen von Finanzströmen aussehen - und ob etwa Firmen Steuern zahlen - und wie hoch die sind. Alles öffentlich, alles im Netz - zugänglich für Jedermann.

Ellen Miller - Inforamtion is power.  Foto: Knopp



Zukunftsmusik in der Bundesrepublik. Aber es gibt schon einen kleinen familiären Zirkel, der an neuen Konzepten dazu arbeitet. 

Open Government ist mehr als nur die Transparenz durch Technik. Es geht darum, darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten der Befähigung diese Daten mit sich bringen. In den USA etwa nutzen zwischen 50 und 70 Tausend Menschen diesen Datendienst wöchentlich. Die Page wird von mehr als 500.000 Nutzern frequentiert. Menschen interessieren sich für die unterschiedlichsten Daten, verbreiten sie, kommentieren sie. Dies über 1 Mio mal. Dazu gibt es eigene Apps, die man herunterladen kann. Ziel ist es, die Menschen zu befähigen, an den komplizierten Abläufen von politischen Prozessen besser oder überhaupt teilhaben zu lassen. "Information ist power", bringt es Ellen Miller auf den Punkt. Es geht darum, den globalen Herausforderungen begegnen zu können, dies mit der Flexibilität und der Weisheit der Vielen (Schwarm ist schon zu abgenutzt). Der Zugang zu Daten sollte allen zur Verfügung stehen, unabhängig von Kultur, Nationalität, Religion. 

Geo-Services, Wiki-basierte Koopreationen, open data, Formen, die hierzulande noch mehr oder minder in den Kinderschuhen stecken. Open Government Partnership ist ein erster Schritt in die Richtung, hier aktiver zu werden. 


Dieses Thema ist kein Spíelfeld für durchgeknallte Technikfreaks, die kaum die Sonne sehen und nur an ihrem Rechner sitzen. Open Government ist eine der zentralen Aufgaben in der Zukunft. Die auch vor den Toren der Kommunen nicht halt macht. Denn auch und gerade hier liegen viele Schätze an Informationen, die einen hohen Stellenwert für die Gemeinschaft haben. Denken wir in Gütersloh nur einmal an die schon begonnene Konversion. Hier werden Entscheidungen getroffen, die bahnbrechend sein werden für die Zukunft der Stadt. Ein guter Grund, sämtliche Unterlagen und Daten, Verflechtungen und Verbindlichkeiten dazu offen und proaktiv ins Netz zu stellen. 


Ellen Miller und ihre Kollegen in den USA sind da schon weiter. Sie haben einen enormen Schub an Transparenz und Diskussionsstoff ermöglicht. Und damit die Möglichkeit geschaffen, mit denen, die entscheiden, in den Dialog zu treten, eigene Kreativität einzubringen - und zu wissen, wer oder was hinter einem Abgeordneten steht. Ein sehr spannendes Projekt. Es wird noch lange dauern, bis sich bei uns etwas bewegt. Aber es wird kommen.


 

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