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Montag, 28. Oktober 2013

Spiele statt Brot?


Jetzt soll es eine Innenstadtkirmes sein. Die CDU im Rat der Stadt Gütersloh möchte das alte Kirmeskonzept weiterentwickeln, weil die alte Version aufgrund der neuen Feuerwache teilweise weichen muss.


Stadtfeste sind durchaus wünschenswert. Es wäre also keinen Leserbrief wert, wenn man sich als Bürger der Stadt nicht wundern müsste: Die mehrheitsbildende CDU erweckt den Anschein, als widme sie ihre kommunalpolitische Arbeit und Kraft zunehmend Spielstätten in der Innenstadt, wie etwa einer Boule-Bahn, dem mobilen Sandkasten auf dem Kolbeplatz - und jetzt einer Innenstadtkirmes. 

                            Kirmesvergnügen als Kernaufgabe?       Foto  ak 2011
Das Vorgehen erinnert ein wenig an den Ansatz „Dämmern auf dem Vulkan“: also eine konsequente Verweigerung von Antworten auf die Zukunftsfragen. Die größte und damit richtungsweisende Fraktion trägt eine hohe Verantwortung für die Stadt. Wird nun die Stadtverwaltung mit dieser Kirmes-Entwicklung betraut, stellt sich die Frage: Hat sie dafür überhaupt Zeit und Kapazität angesichts vieler ungelöster Aufgaben? 

 

Für die Gestaltung der Konversion hatte die CDU keine Notwendigkeit einer weiteren Stelle gesehen. Die Frage nach Gewerbeflächen bleibt unbeantwortet. Der Schulentwicklungsplan liegt immer noch nicht vor, Schulen aber werden geschlossen. Der Haushalt muss weiter konsolidiert werden, künftige Pensionszahlungen wartet auf ein Finanzierungskonzept. Die Grundsicherung vieler Rentner nimmt zu, was heißt das für Gütersloh? Die Qualität des Ganztages ist weiterzuentwickeln, obwohl sich Kirmesplaner Tigges persönlich gegen den Ganztag ausgesprochen hatte. Die Weiterführung der Schulsozialarbeit wartet auf Ideen, die CDU befürwortete deren Streichung, die Opposition hatte eine Vertagung erwirkt, um doch noch Lösungen zu finden. Zeit und Hirn wären also sinnvoll zu nutzen.


Die Nachbarkommunen sind da in ihrer Kommunalpolitik deutlich weitsichtiger. Harsewinkel etwa widmet sich einem Masterplan der Breitbandversorgung im ländlichen Raum. Die Herzebrocker stehen vor der Einrichtung einer Entwicklungsgesellschaft für die Konversion. Der Kreis erstellt einen Bildungsbericht. Der Blick aufs Ganze scheint intakt.



Schreitet die Gütersloher CDU auf dem Weg der Spaßgesellschaft weiter voran, muss man sich wohl auf ein sehr kurzes Wahlprogramm für die Kommunalwahl 2014 einstellen. Das wäre schade um die der CDU zugeschriebenen Kernkompetenzen in Fragen von Wirtschaft und Finanzen, die „Brot“ schaffen, statt Spiele zu bezahlen.











4 Kommentare:

  1. Also nee, Frau Dr, Knopp, so nicht! Wir 'OWELLERINNEN' wollen doch nun mal auch unseren Spass und nur miesmachen geht nicht. Michaeliskirmis, Frühlingsfest, Schinkenmarkt...Das bringt uns OWELLER näher. Das erfreut uns. Wenn man dann auch noch 'ne Plakette ans Rathaus heften dürfte, weil man an der Stiftung 'Stadtleben' mitgemacht hat und - hoppla gewonnen hätte-, wär doch prächtig. Was sie sonst so aufzählen ( Konversion, Schulsozialarbeit, Schulentwicklungsplan ...) - mein Gott, das kriegen wir doch hin. Also nicht so verzagen. Wird schon. Ach ja und PROSIT!

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  2. Prosit. Auf ein Glas: ich hab nix gegen Frohsinn und Feste. Ich hab nur was gegen Häppchenpolitik zwischen Prosit und Volksnähe. Das ist mir zu nahe am preußischen Gehorsam und persönlicher Selbstüberschätzung. Zum Wohl.

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  3. Aber nun mal im Ernst und keine Ironie:
    Natürlich gebe ich Ihnen Recht, wenn Sie darauf hinweisen, dass die größte, stärkste politische Kraft z. Z. in Gütersloh, die CDU incl. Plattform + es nicht schafft / schaffen, endlich einen roten Faden zu finden, der mal eindeutig in eine Richtung für Gütersloh weisen würde. Wie sollte Gütersloh zum Beispiel im Jahre 2020 aussehen? Ein Blick aufs Ganze fehlt!
    Diese 'Richtung' sollte natürlich auch öffentlich diskutiert werden können.
    Es sind in der Tat in diesem Zusammenhang wichtige Themen wie Konversion, Schulsozialarbeit, Feuerwehr, Schulentwicklungsplan, Gewerbegebiete, Kultur etc., die in Kürze gestemmt / entschieden werden sollten. Aber diese Themen betreffen Gütersloh nicht allein.
    Wo sind 'runde Tische', in denen z.B. die betroffenen Kommunen (Herzebrock-Clarholz, Harsewinkel) und interessierte Öffentlichkeit sich zum Thema Konversion äußern können und informiert werden.
    Wo bleibt ein 'runder Tisch' in der Schulpolitik? Auch hier gilt es für Gütersloh über den Tellerrand der Stadtgrenze zu gucken. Der Kreis hat ja einen 2. Bildungsbericht im Juni 2013 veröffentlicht. Er wurde im Bildungsausschuss in Gütersloh vorgestellt. Aber tangiert scheint hier vor Ort kaum keiner aus der Politik zu sein. Inklusion, richtig und nicht überhastet (!) umgesetzt bedarf in der Planung auch mal über die Grenze einer Kommune zu schauen. Welche Förderschule muss möglicherweise geschlossen werden? Wie sehen die Schulwege dann für die betroffenen SchülerInnen aus? Welche Kommune zahlt dann den Fahrtweg? Der Bildungsbericht betraf den KREIS!!
    Da erdreistet sich die CDU und andere Parteien wie UWG in diesem gleichen Bildungsausschuss von Gütersloh obendrein, sich einer weiteren Bezuschussung der Schulsozialarbeit zu verweigern. Im gleichen Bildungsausschuss wurde der 2. Bildungsbericht vorgestellt. Aber offensichtlich hat die politische Mehrheit den Bildungsbericht des Kreises in diesem Punkt gar nicht verstanden!
    Da mutet es dann schon heftig schauerlich an, wenn die CDU und ihre Jugendorganisation Junge Union so wichtige 'Nebenschauplätze' wie Kirmes und 'Trimm dich Pfade' auf die Tagesordnung setzt und einige Medien greifen diese Torheit auch noch auf.
    Die Kommunalwahl steht ja bald vor der Tür. Da kann man ja wirklich gespannt sein, was sich die CDU + Plattform noch weiter für 'tolle Schauplätze' oder gar Themen (?) aus der Tasche zaubern werden...
    P.S. Köstlich der Gütersloher Amtsmuff (s.o.)

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  4. Vielen Dank für den Kommentar, der mir ja aus der Seele spricht. Der Gedanke einer öffentlichen Diskussion ist ganz auch meiner. Das Interesse der Gütersloherinnen und Gütersloher an Beteiligung und Diskussion weitreichender Themen ist sicher da, es wird nur zu selten abgefragt. Man traut sich ja kaum, auf solche Vorschläge wie Trimm-Dich-Pfad etc. zu antworten, eben weil dann der Eindruck entsteht, mein sei ironisch. Es gibt viel zu tun in Gütersloh, der Status Quo des Glücks gilt nicht immer... die nächste Generation schon steht vor großen Herausforderungen, die muss man jetzt schon angehen.

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