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Samstag, 28. Juli 2012

City Tower - mal ganz anders

Nein, es ist kein Scherz. Im Zentrum der Stadt soll ein "City Tower" entstehen, achtgeschossig, vorbehalten für reiche Ex-Industrielle mit Sonnenterrasse und Autolift für die Tiefgarage. 

Schöner wäre doch folgende Meldung gewesen:

Heute trat die Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh vor die Presse. Sie präsentierte ein innovatives Konzept zur Quartiersentwicklung Mauerstraße


Überplant für die Zukunft!
Der Büsker Platz an der Mauerstraße sei in den letzten Jahren recht lieblos behandelt worden. Dabei sei das der alte Kern von "Gütesl", also eine der Wurzeln der Stadt. Man habe sich daher zusammengesetzt und überlegt, wie ein solches Quartier zukunftsgerecht überplant werden könnte. Stadt und Politik seien dabei von den Grundsätzen der Stadtpolitik ausgegangen: Gütersloh, die Stadt im Grünen und Gütersloh, die familienfreundliche Stadt. Diese beiden Stränge hätte man nun intelligent miteinander verbunden.



So entstehe jetzt an der Mauerstraße ein achtgeschössiger Neubau, ganz im Zeichen eines Mehrgenerationenhauses. Das Haus verfüge pro Etage über 340 Quadratmeter. Geplant seien mehrere Wohneinheiten für viele Generationen unter einem Dach, insbesondere kinder- und altenfreundlich. Man wolle den Brückenschlag der Generationen über den Demografischen Wandel hinweg bewerkstelligen. Es würde immer mehr bezahlbarer Wohnraum in der Innenstadt gesucht - gerade für Familien mit Kindern. Dem wolle man gerecht werden.

Ziel sei es gewesen, eine Verödung der Innenstadt zu vermeiden. Etwa dadurch, dass ein solches achtgeschössiges Haus etwa alleine durch verrentete Ex-Industrielle Gütersloher bezogen würde, welche dann zu mit maximal acht Mietparteien zu zweit auf 340 Quadratmeter pro Etage wohnen würden, nach zehn Jahren vergreist seien oder versterben und die Erben seien dann in der Regel nicht in der Lage, diese hochpreisigen Wohnungen zu finanzieren. Sie ständen dann in Folge leer und wären eine vergeudete Investition in die Vergangenheit, die lediglich die Besitzstandswahrung einiger Weniger im Blick habe, nicht aber die Entwicklung einer ganzen Stadt, wie es Aufgabe der Verwaltung und der Politik sei. Gütersloh sei da sehr viel weiter in seinem Wollen.

Daher sei in dem neuen Wohnhaus auch eine Kita im Erdgeschoss geplant und man habe bereits einen Anbieter für eine interedisziplinär und altersübergreifende Lernwerkstatt gefunden, der ebenfalls einziehen werde. Das Haus habe an allen Etagen Balkone, auf dem Dach sei ein Gewächshaus geplant, auf dem der Anbau von sonnenintensivem Gemüse für die Selbstversorgung gedacht sei. Derjenige, der sich zur Pflege bereit erkläre, bekomme einen Mietnachlass. Einen großen Teil der Dachfläche aber nähmen Sonnenkollektoren statt Sonnenliegen für Einzelne ein, da das Haus energetisch ein Selbstversorger sei. Da könne man vom Rathaus direkt rüber schauen, auf eine gelungene Innovation für die Zukunft. Und die Kinder aus dem Neubau könnten direkt aufs Rathaus schauen und schon früh mitbekommen, wie lohnenswert gesellschaftliches Engagement sein kann. Denn die Überplanung sei aufgrund einer Dienelschen Planungszelle mit breiter Beteiligung der Bevölkerung einhergegangen, also nicht im Kopf eines Investors entstanden, der Gewinnmaximierung an erster Stelle gedacht hätte.

Auch architektonisch solle der Brückenschlag zwischen alt und jung zu erkennen sein. Man wisse, wo man in Gütersloh herkomme und wolle keine Bausünden der letzten Jahre fortsetzen und lediglich auf Glas und Hochglanz alleine setzen. Man verbinde hier den alten Gütersloher Stil mit modernen Elementen. Dazu sei ein Wettbewerb lediglich für junge Studierende ausgeschrieben gewesen, die selbst in generationenübergreifenden Teams hätten arbeiten müssen, um den Kerngedanken auch in Stein umsetzen zu können. Das sei Bedingung gewesen.

Aber das sei nur die bauliche Vorstellung. Um das Areal generell aufzuwerten, hat der eigens im Rathaus angestellte Optimierer für Wettbewerbsteilnahme und Ausschreibungen einen Fonds gefunden, der die Renaturierung von Verkehrsflächen ausschreibe. So sei es gelungen, die vierspurige Friedrich-Ebert-Straße vom Ring bis zum Eisenbahntunnel unter die Erde zu verlegen. Die frei werdende Verkehrsfläche werde nun begrünt, es werde einen eigenen Innenstadt-Park geben, einen Spielplatz und Raum für innerstädtische Schrebergärten. Damit wäre auch die Zerschneidung der Innenstadt aufgehoben und der Mensch und die Grünfläche ständen wieder im Zentrum des Stadtlebens. Dank der grandiosen Idee des Grünflächenamtes, konnte auch der Bachlauf der Dalke ins Zentrum geholt werden, dessen Fließkraft gleichzeitig auch Strom erzeuge. 

Flankiert werde das gesamte Vorhaben durch das bestehende kommunale Baulandmanagement, welches der Stadt diese Steuerung erlaube. Gleichzeitig wurde Kapital durch Beteiligungsfonds der vielen Bewohner und möglicher weiterer Anleger generiert, so sei vermieden worden, dass nur ein einziger Investor hätte diktieren können, wie gebaut würde.

Ja, man habe groß und vor allem konzeptionell gedacht. Und strengstens kontrolliert, dass fair und offen ausgeschrieben worden wäre, so dass Vorteilnahmen nicht möglich gewesen seien. Man wolle eben in Gütersloh Mut und Grips zeigen, dass man über den aktuellen Zeitraum hinaus denken wolle und innovativ sei, um die Stadt sinnvoll und getragen von vielen Interessen ins neue Jahrzehnt zu begleiten. Dafür sei man schließlich einmal angetreten.  















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