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Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wahlrecht als Exportschlager

Dass die Sache mit dem Demokratieverständnis nicht nur ein Gütersloher Problem ist, zeigt sich heute wieder mal bei genauem Hinsehen:

Erstmal vor der eigenen Haustüre kehren....

Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel reiste dieser Tage in die Mongolei und drängte dort auf demokratische Veränderungen. In der Süddeutschen Zeitung heißt es dazu: "Indirekt warnte die Kanzlerin die Parlamentarier, nicht dieselben Fehler zu machen wie andere rohstoffreiche Länder. Regierung und Parlament sollten dafür Sorge tragen, "dass die Erlöse aus dem Rohstoffsektor einem möglichst breiten Teil der Bevölkerung zukommen". Dies müsse auch bei der anstehenden Wahlrechtsreform beachtet werden. In einem Gespräch mit Ministerpräsident Süchbaataryn Batbold regte Merkel nach Angaben aus Delegationskreisen auch ein Mehrheitswahlrecht und eine stärkere Beteiligung von Frauen an."

Großartiger Exportschlager also: das deutsche Wahlrecht. Dabei wird sie wahrscheinlich vergessen haben, dass die Karlsruher Richter am Bundesverfassungsgericht bereits 2008 entschieden haben, dass das bundesdeutsche Wahlrecht teilweise verfassungswidrig ist:

Bis zum 30. Juni 2011 hätte die Reform des Wahlrechts abgeschlossen sein müssen. Stattdessen hatte das Parlament erstmalig über den Gesetzentwurf von Union und FDP allein beraten. Dabei war drei Jahre lang Zeit, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts umzusetzen.

Von einer "Sternstunde des Parlamentarismus" im Dt. Bundestag konnte dann auch nicht die Rede sein: Der Bundestag verabschiedete am 29.9.2011 eine Wahlrechtsreform, die die Regierung nur mit den Stimmen der eigenen Fraktionen durchsetzt. Damit verstößt die schwarz-gelbe Regierung gegen ein ungeschriebenes Gesetz: Bislang war es gute Tradition, dass sich Abgeordnete aller Fraktionen und Politiker aller Parteien in Bezug auf das Wahlrecht, auf das Herzstück der Demokratie, verständigen. In drei langen Jahren ist das aber bis zuletzt nicht gelungen -  so ähnlich der Text auf der Seite der Tagesschau.

Wahlrecht als Exportschlager muss also noch reifen. 

Montag, 10. Oktober 2011

"Sie müssen leider wieder gehen!"

Seit Monaten setzen wir uns in Gütersloh für Bürgerbeteiligung und Transparenz ein. Insbesondere bei der anstehenden Konvergenz (Abzugsbewältigung der britischen Streitkräfte). Politik und Verwaltung haben immer wieder beteuert, dass diese auch stattfinden werde. 
Heute habe ich das einmal getestet. Hier meine Erlebnisse:

Sie leider nicht!
"Hier können Sie leider nicht hinein - sie haben keine Tagungsgebühr von 150 Euro bezahlt", mit diesen Worten wurde ich heute Morgen durch eine Organisatorin des IfR gebeten, die Stadthalle Gütersloh, kleiner Saal, wieder zu verlassen. Natürlich hatte ich diesen Riesenbetrag nicht gezahlt. Wie auch, als Bürgerin. 

Ich durfte nicht teilnehmen: Kein Eintritt - keine Infos
Hintergrund: Heute fand eine Tagung der BDO, der IfR in Kooperation mit der Stadt Gütersloh statt. Titel: "Gut gerüstet - Konversionsstandorte in OWL". (Siehe meine letzter Blog). Diese Veranstaltung ist die erste zu diesem Thema in einer solchen weitreichenden Dimension überhaupt, bisher tauchte das Thema immer mal wieder bruchstückhaft in den kommunalen Ausschüssen auf, aber nicht in der Komplexität und Tragweite wie heute.

Um 9:30 Uhr stand ich also vor der Tür und habe höflich gefragt, ob ich nicht einfach nur zuhören könne, ohne Konsum von Speis und Trank. Mir ging es um die Inhalte. Schließlich sollte die Bürgermeisterin meiner Stadt die Eröffnungsrede halten und es waren mehrere Impulsreferate mit direktem Bezug zu Gütersloh und den Auswirkungen nach Abzug der Briten angkündigt. Unter Moderation des Leiters des Städt. Planungsamtes. (Es geht um nicht weniger als 2.000 ha große Flächen und Wohnflächen, ca. 4.600 Wohneinheiten, 16.000 betroffene Personen in den Kreisen Paderborn und Gütersloh, ein zukünftig brachliegendes Flughafengelände: ca. 344 ha, und hier nochmal 500 Gebäude, so der IfR-Flyer).

"Es gibt hier nichts Neues"
Den Planungsamtsleiter der Stadt GT habe ich als ersten Verantwortlichen angesprochen, ob ich nicht einfach zuhören könne. Er stand vor der Tür. Er verwies mich an die Veranstalterin des IfR. Ich entgegnete, die Stadt sei doch Mitveranstalterin. Das verneinte er. Obwohl das Logo der Stadt auf dem Veranstaltungsflyer - in einer Reihe mit dem BDO und dem IfR - genannt wird. Ich fragte ihn, ob das nicht schade sei, eine solche Veranstaltung ohne Transparenz, ohne Öffentlichkeit aber mit potenziellen Konsultingakteuren zu veranstalten? Er antwortete, da gäbe es nichts Neues, alles stände bereits im Konversionsbericht der Stadt und sei bereits hinlänglich besprochen worden.

Gleiches erklärte mir auch die Veranstalterin des IfR. Sie seien zudem ein Verein und nicht kommerziell unterwegs. Teilnehmen dürfe ich aber nicht, wie gesagt, ich hatte keine Gebühr bezahlt. Die anschließende Pressekonferenz aber sei öffentlich - da könne ich ja wiederkommen. Was ich versprach. Und ging erst mal. 

Doch was Drinnen geschieht, geht niemanden was an.....
Auf meinem Rückzug traf ich auf einige gewählte Volksvertreter aus dem Kreistag und dem Stadtrat. Sie fanden die Veranstaltung durchweg gut - und empfanden es nicht als schlimm, dass der normale Mensch hier 150 Euro zahlen sollte, um sich zu informieren. Ich fragte, wer denn ihre Tagungsgebühr bezahlt habe. Die Antwort: die Partei und Verbände.

"Bitte Seien Sie aber ruhig"
Um Punkt 12 Uhr war ich zurück. Die Pressekonferenz sollte um 12:15 starten. Ich fragte wieder höflich, ob ich dabei sein könne. Die Dame vom IfR sagte ja, es sei ja öffentlich. Die Referentin für Öffentlichkeit der Stadt sagte ja, ich solle nur "ruhig" sein, diese PK sei nicht "mein Forum". Ich stimmte zu, wollte ja nur die Informationen haben. 

Kurz vor dem Start kam auch die Bürgermeisterin auf mich zu und bat mich, "ruhig zu sein und die Pressekonferenz nicht zu unserem Anliegen zu machen", wobei ich erstmal mit fragendem Blick zustimmte. Ich wollte ja zuhören und die Ergebnisse erfahren. Dann bat sie mich, die Veranstaltung nicht "negativ zu schreiben", dafür stecke hier zu viel Vorbereitung und Arbeit drin. Das schade dem Prozess. (Ich dachte, die Stadt stehe nicht in der Verantwortung?, hatte der Planungsamtsleiter erklärt.)

Dieser Bitte konnte ich nicht folgen. Und antwortete, dann sei es wohl besser, ich gehe. 

Fazit: Jetzt stellen sich mir noch mehr Fragen als vorher. Die wichtigste Frage dabei ist: Wieso macht die Stadt bei einer Veranstaltung mit, die nur einem exquisiten Kreis vorbehalten ist und nicht dem angekündigten Werkstattverfahren entspricht? Wieso wurde die Veranstaltung nicht öffentlicher beworben und wieso sitzen hier an erster Stelle Menschen mit am Tisch, die später durchaus wirtschaftliche Interessen formulieren könnten?

Lasten werden kommunalisiert, Gewinne privatisiert - ist es das? Und die Öffentlichkeit wird informiert, wenn die Marschrichtung schon unumkehrbar ist? 

Ich bin sehr gespannt, wie das weitergeht. Fragen stelle ich weiterhin. 




Freitag, 7. Oktober 2011

Tagung zur Konversion: da fällt einem nicht mehr viel zu ein......

Was haben eine Tagung und die Konversion (Abzug der britischen Streitkräfte aus Gütersloh) gemeinsam? Eindeutig das gleiche Prinzip: Intransparenz. 

Wer regiert hier eigentlich: Licht oder Schatten?
Wer Politik und Stadtverwaltung in der Argumentation zur Bürgerbeteiligung gefolgt ist, steht bei dieser Veranstaltung vor einem kompletten Rätsel:

Am kommenden Montag tagt die IfR (Informationskreis für Raumplanung e.V.) zusammen mit der BDO Technik und Umweltconsulting - und der Stadt Gütersloh (!!) in der Stadthalle Gütersloh zum Thema: "Fachtagung - Gut gerüstet - Konversionsstandorte in OWL Erfahrungen und Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung der Region."

Das Programm wird eröffnet durch Maria Unger, Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh. Moderiert wird der erste Teil des Tages durch: Michael Zirbel, Fachbereichsleitung Stadtplanung der Stadt Gütersloh. Er hält gleichzeitig auf einen Vortrag zum Thema "EInführung und Herausfoderungen in Ostwestfalen-Lippe". 
Und unsere neuen "Freunde" der Stadt GT von NRW.urban sind auch gleich von der Partie: Franz Meiers erzählt etwas zu "Projektbeispdiele aus Sicht des Entwicklers". (Zur Erinnerung: NRW.urban soll Gütersloh im Prozess begleiten, NRW.urban stehe für Beteiligungsverfahren, heißt es in der Vorlage zur Konversion.)

Teilnahme kostet
Die Teilnahmegebühr für die Tagung beträgt schlappe: 95 Euro für IfR-Mitglieder und Mitarbeiter der Stadt Gütersloh. Für Nicht-Miglieder fallen 150 Euro Kosten an. 

Hier schluckt der gemeine und interssierte Bürger zum ersten Mal, denn irgendwie ist ja im Hirn hängen geblieben, dieses Verfahren solle mit höchster Transparenz durchgeführt werden. Und im Hauptausschuss ist entschieden worden, die Bürger zu beteiligen. Kostet die jetzt Geld?

Wer ist eigentlich der Veranstalter?
Argwöhnisch geworden, kann man die beiteiligten Akteure IfR und BDO ja mal googeln.
Dabei aber verschlägt es dem Gütersloher doch die Sprache:

"Der Informationskreis für Raumplanung e.V. (IfR) besteht seit 1975. Er ist als Fachverband von cirka 1.300 Planerinnen und Planern aktiv.
 (...) Die Handlungsfelder einer nachhaltigen Raum- und Siedlungsentwicklung sind umfassend: Stadterneuerung und Stadtumbau, Vitalisierung des Stadtrands und der Innenstädte, Stadterweiterung und stadtregionale Entwicklung. Die Pflege und Entwicklung des ländlichen Raums, die Regionalentwicklung und die Berücksichtigung dieser Strukturen in Fachplanungen auf nationaler und europäischer Ebene stellen weitere Arbeitsfelder dar.
Als Fachverband bündelt der IfR die Interessen seiner Mitglieder und transportiert das verbandsintern diskutierte Planungsverständnis in die Fachöffentlichkeit, die Fachgesetzgebung und die Hochschulen"
"Die BDO Technik- und Umweltconsulting GmbH ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie der Ingenieurgruppe Weyer und verbindet betriebswirtschaftliche, technische und ökologische Fähigkeiten zu einem Beratungsansatz. Seit 1996 werden in kombinierten Teams erfolgreich Beratungsdienstleistungen angeboten: (...)
Energie-Effizienz, Regenerative Energien und nachhaltige Siedlungsentwicklung, Altlastenrisiken, Flächenrecycling. "

Jetzt frage ich Sie?
Solch eine Veranstaltung kann gerne stattfinden. Wir sind ein (noch) freies Land.
Aber: Muss die Stadt Gütersloh da unbedingt in Kooperation mitmachen?  Muss das alles in der Stadthalle Gütersloh stattfinden, die doch das eigentliche Lieblingsthema der Stadtpolitik zu sein scheint? Und muss die Bürgermeisterin danach als Hauptakteurin an einer Pressekonferenz teilnehmen?

Was wird uns das Stadtoberhaupt da wohl mitteilen wollen?

Dass Aufträge längst verteilt sind? Dass Konzepte schon fertig in der Schublade liegen? Dass es egal ist, was die Bevölkerung denkt? Ob auch die Mandatsträger das überhaupt in Gütersloh wissen?

Viele Fragezeichen!! Finden Sie nicht?

Das Ziel der Tagung ist übrigens:
"Ein Ziel der Tagung ist dabei, die möglichen Entwicklungswege für die betroffenen Standorte sowie die Chancen und Risiken für die Region aufzuzeigen." siehe Werbeflyer der Veranstalter. 

Jetzt kommen Sie.... ?!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

"Alte Fressen" sind keine Demokraten mehr...

"Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen". Das unfeine MdB Pofalla-Zitat gegen seinen Fraktionskollegen Wolfgang Bosbach (beide CDU) ging durch die Medien. Und lässt den Hörer mit vielen Fragezeichen zurück. Da haben sich die beiden CDU-Fraktionsmänner im Deutschen Bundestag über die Zustimmung oder Nichtzustimmung zur Eurorettungsschirm so richtig die Kante gegeben.
Deine Fresse - meine Fresse, beides weit weg von Demokratie
Kalter Kaffee mittlerweile: das Krisenszenario hat längst das nächste Schreckenskapitel aufgeschlagen: Proteste in Griechenland, Massenentlassungen, Armutsgrenze erreicht, Wall Street besetzt, "Hebel" zur Potenzierung der Fonds wird bereits drei Tage nach Verabschiedung des Rettungsschirms in Deutschland diskutiert. Ein Wirrwarr an Ereignissen, das kaum mehr zu durchdringen ist.

Am Ende bleibt "ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen" im Ohr. Und bei genauerem Hinschauen wird deutlich: das ist unversal!  Ist übertragen auf das Gros des politischen Personals. Wenn ich da lese, Bosbach ist seit 1994 im Dt. Bundestag (das sind schlappe 17 Jahre also in der 5. Wahlperiode), Pofalla noch länger, nämlich seit 1990.  Da hört man auf zu zählen. Und denkt an Fürstentümer, Erbhöfe - aber nicht mehr an Demokraten.

Haben Sie sich mal gefragt, was Sie (!) persönlich alles in diesem Zeitraum an Veränderung erfahren haben? 

Auch Gütersloh ist ein Erbhof
Das Phänomen der politischen Erbhöfe findet sich nicht nur im Deutschen Bundestag. Das existiert auch real hier in der Kommune: Das Durchschnittsalter im Rat der Stadt liegt bei rund 54,26 Jahre, das Profil ist männlich (rd.68 %) und zu 64 % akademisch dominiert. Im Kreis Gütersloh sieht es noch älter aus: der kommt im Durchschnitt auf 57 Jahre.

In unserer Studie Zimmermann/Knopp (nicht repräsentativ aber aussagefähig) haben wir ehemalige Ratsleute aus der Ratszeit zwischen 1984 bis 2009 befragt: Die jeweilige Verweildauer in den kommunalen Gremien ist demnach sehr eng an das Eintrittsalter gekoppelt. Je später der Mandatsträger in die Kommunalpolitik eingestiegen sind, desto länger bleiben sie dort aktiv. Gerade diese "Spätberufenen" sind es dann auch, die zu den "Sesselklebern" werden und weit über die sonstige Verweildauer von rund zwei Legislaturperioden im Rat bleiben. Wohlgemerkt, auf kommunaler Ebene dauert eine Ratsperiode fünf Jahre! 


Setzt man das Durchschnittsalter in Bezug zur Verweildauer, kann man sich ausrechnen, mit wem der Bürger hier alt werden wird!


"Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen" bekommt vor diesem Hintergrund einen ganz anderen Charakter. Nämlich den, dass "alte Fressen" von demokratischer Kompetenz immer weiter entfernt sind und aufgrund der "Durchdringung" und "Verwobenheit" mit "dem System" kaum mehr neue Lösungen oder Wege, geschweige denn veränderte Bezugsgrößen erkennen können.


Von Island lernen
In Island übrigens hat man deutlich aus der Krise gelernt: Birgitta Jonsdottir, Mitglied im isländischen Althing, erklärt: auf dem open government barcamp 2011 in Berlin:  "Wir hatten da vor zwei Jahren diese schöne Krise...." und haben das gesamte politische Personal, welches schon ewig im Parlament saß, aus dem Haus gejagt... Seitdem haben die Isländer ein neues Parlament gewählt. Hier darf man allerdings nur acht Jahre mitwirken. 

Anke Domscheid-Berg, Gisela Erler, Birgitta Jonsdottir (Island)
Dann ist Schluss - und ein Wechsel findet statt. Und: knapp 80 % der Isländer haben mittlerweile an der Formulierung einer neuen Landesverfassung mitgewirkt und Partizipation neu erfunden.


Krise haben auch wir genug. Veränderungen könnten jetzt beginnen. Wenn die Gewählten schon selbst erkennen, dass sie ihre "Fressen" nicht mehr sehen können... wird es Zeit.



Sonntag, 2. Oktober 2011

Politik ohne Bürger

Was wäre, wenn sich keiner mehr für die Politik in Gütersloh interessieren würde? Etwa, wenn Bürger weiterhin von Entscheidungen ausgeschlossen bleiben?

Politik ohne Bürger

Samstag, 1. Oktober 2011

Toleranzgrenze für Fehlversuche gering

Der Bürgerhaushalt Gütersloh II blickt auf eine magere Phase der Vorschlagseinbringung. Nach Abschluss am letzten Sonntag liegen jetzt 108 Vorschläge zu Einsparungen, aber auch Einnahme- und Ausgabevorschläge vor. Die Eingaben erfolgten unter Klarnamennennung sowie der Abfrage von Geburtsdatum- und Geburtsort. (Siehe vorausgehende kritsiche Beiträge.) 

Politiker selbst legt Hand an
Es darf bei Durchsicht der Namen vermutet werden, dass sich diesmal die Politiker selbst ganz besonders im Bürgerhaushaltstool mit eigenen Vorschlägen ausgetobt haben. Für Ortsansässige ein leicht durchschaubares Spiel. Zudem gab es neben der Namensnennung auch noch die verdeckte Rubrik "Fraktionsvorschlag", der allerdings auf der Plattform nicht sichtbar war. Da wird der Sinn eines Bürgerhaushaltes ad absurdum geführt.

Politik löffelt die Suppe selbst aus
Wurde dem Instrument bisher nachgesagt, es sei "keinesfalls repräsentativ", so dürfte "Repräsentativität" in dieser Runde sogar bestehen, wenn der gewählte Teil der Bürgerschaft derart massiv eingegriffen hat. Das grenzt an Missbrauch und wäre komischerweise schon eher ein Argument für die Beibehaltung der Anonymität, zynisch betrachtet. 
Am 17. Oktober wird der Hauptausschuss der Stadt Gütersloh die "interessantesten" Vorschläge für die Abstimmphase auswählen. Was dabei als "interessant" gelten kann, bleibt vage. Ein klares politisches Konzept liegt nicht vor. Ein Garantieversprechen für die Umsetzung schon gar nicht. 

Zahlenspiele 
Ein Misslingen der zweiten Runde zeigt sich zudem anhand der Zahlen, die auf der Plattform ablesbar sind:
                                 BHH 1. Runde         BHH 2. Runde
Besucher                         25.478                    2.080
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Registrierte Besucher      1.648                      117
Vorschläge                            328                      108
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Sind auch reine Zahlen alleine keine Aussage für das Gelingen eines Bürgerhaushaltes, sprechen sie im Vergleich der beiden Jahre an dieser Stelle allerdings eine deutliche Sprache.

Die Toleranzgrenze für Fehlversuche in der Bürgerbeteiligung ist sehr gering. Leider ist das für Gütersloh ein weiteres Minus in der Beteiligungsbilanz, da mögen noch so gute theoretische Vorlagen zur Bürgerbeteiligung an der politischen Willensbildung aufgesetzt werden. Was zählt, ist das, was am Ende herauskommt.

Am 17. Oktober tagt der Hauptausschuss zu den 108 Vorschlägen aus diesem Jahr. Man darf gespannt sein auf den politischen Diskurs über die Auswahl der Vorschläge - und den politischen Veränderungsnachweis, der ja Ziel eines solchen Beteiligungsverfahrens sein soll. 

Bezeichnend scheint dann auch, dass im Rahmen der Informationsveranstaltung zum  Städtischen Haushalt am 24.9.2011 (! also einen Tag vor Ende der Vorschlagsphase) im Rathaus der Bürgerhaushalt kein Thema war.