Sonntag, 29. August 2010

Frauen und Mütter - ein Thema so alt wie die Welt

Offensichtlich ist das Thema "Frau" zur Zeit wieder aktuell. Woran liegt es?
Etwa weil Claudia Schiffer in diesem Jahr 40 wird?

Bedeutet das, unsere Frauenriege bekommt jetzt noch eine Person vor die Nase
gesetzt, der man gefälligst nachzueifern hat? Erst entsteht der Eindruck, es sei
ganz simpel, sieben Kinder auf die Welt zu bringen und dabei noch ein hohes
Bundesamt auszuführen. Jetzt zeigt man uns ein Modell, selbst Mutter und suggeriert,
die Körpermaße sollten schon auf Größe 38 stehen bleiben, wenn frau auch 40 geworden
ist. Nebenbei bleiben Fragen nach echter Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
Karrierechancen, Lebensplanung und ehrenamtlichem Leistungsspektrum von Frauen in
unserer Gesellschaft nur halbherzig beantwortet auf dem Laufsteg der öffentlichen Diskussion zurück. Echte Verbesserungen sind nur punktuell in Sicht. Frauen nehmen es z.B. immer noch hin, schlechter bezahlt zu werden als Männer. Frauen in Führungspositionen in Dax- Unternehmen sind selten. Und eine Kanzlerin ist keine Schwalbe, die den Sommer ankündigt.

Und dann spaltet sich die Frauenriege auch noch selbst, hier sind Frauen nicht gleich
Frauen, sondern lange Zeit selbstgewählter Annex als Gattinnen, bis es dann zum
Scheitern kommt:

http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/projektkinder-der-edeleltern/

Vor einiger Zeit habe ich einen Vortrag in der Uni Bielefeld gehalten, der in erster Linie einen Einblick in die Berufswelt im Rahmen von Kommunikationsarbeit leisten sollte. Doch als ich die vielen jungen Frauen im Auditorium vor mir sitzen sah, konnte ich mir nicht verkneifen, in dieser Runde einige Erfahrungen anklingen zu lassen. Nicht, dass ich etwa den moralischen Zeigefinger gehoben hätte. Nein, ein paar simple Fragen sind da zielführender: Leben Sie in einer Partnerschaft, in der der männliche Part auch gerne kocht? Passt in ihre Karriereplanung auch noch der Besuch von Elternabenden? Interessieren Sie sich auch für Leseförderung? Am Ende stand mein Ratschlag, einmal den eigenen Lebenslauf von "hinten nach vorne" zu schreiben. Eine gute Übung, sich vorzustellen, was eigentlich nach den Unimauern für eigene Wünsche in einem schlummern. Die Frage nach Kindern kann man heute auch gerne mit "Nein" beantworten. Im Berufsleben von Frauen taucht sie allerdings immer wieder auf, ob nun echt gestellt oder gedacht: Ist eine Frau im Job mit Kind, stellt sich die Frage nach der Betreuung (nicht immer so einfach, wie oft beschrieben). Hat eine Frau einen Job aber keine Kinder, wird vermutet (!), dass ja noch welche kommen. In jeder Personalabteilung des Landes werden Statistiken geführt, in welchem Alter die weibliche Belegschaft spätestens Mutterschutz ankündigt. Dieser Zeitpunkt liegt sehr weit in den 30ern. Bis dahin steht unsere weibliche Klientel unter dem Generalverdacht, Mutter werden zu wollen. Mit allen Konsequenzen, die das im Beruf mitsich bringt. Und sind die "Mädels" dann erstmal um die Mitte 40, sind die Kinder fast schon aus dem Haus - und die "alten" Eltern stehen vor der Tür....

Mag sein, dass meine Betrachtungen einer fortgeschrittenen Mitt-Vierzigerin ein wenig schwarz aussehen. Was ich allerdings bei den jüngeren Frauen beobachte, lässt Zweifel an einer Verbesserung aufkommen. Vielleicht muss Claudia Schiffer erst noch 80 werden und die Töchter der Ministerin in Amt und Würden stehen, bis uns deutlich positive Veränderungen ins Haus stehen.

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