Schultüte mit Trillerpfeife
Morgen ist es soweit: die I-Dötze Jahrgang 2010 kommen in die Schule.
Es werden dieses Jahr weniger sein als in den vorherigen Jahren. Der demographische Wandel
schlägt zu. Lange schon ist dieses "Phänomen" landauf und landab diskutiert worden.
Lange war es auch den Kommunen bekannt. Mit den geringeren Einschulungszahlen wird
in Zukunft die eine oder andere Schule geschlossen werden (müssen). Bisher gilt das Motto
"kurze Beine, kurze Wege" und damit ausreichend Schulangebote. Wie lange aber können sich die Kommunen diese Ausstattung leisten und wo sind die Konzepte für zukünftige Schullandschaften, die dieses Problem in Angriff nehmen? In Gütersloh gibt es noch 18 Grundschulen. Dieser Tage wurde die mögliche Schließung einer Grundschule mangels Anmeldezahlen bereits diskutiert. Anstatt sich aber über eine neue Verteilung der Zügigkeit
auszutauschen oder aber über neue Formen von Schulmodellen bleibt es bei der lediglichen
mündlichen Bekanntgabe des Zahlenmaterials. Weitsicht fängt aber dann an, wenn man überhaupt ein Problem betrachtet. Das Grundproblem ist wieder einmal vertagt. Jetzt darf man auf den nächsten Ausschuss gespannt sein.
Und nicht nur an den Eingangszahlen ändert sich einiges. Lange schon ist bekannt, dass das
bestehende Schulsystem wie es sich heute darstellt keine ausreichenden Antworten auf
die bestehenden Probleme gibt.
Die Grundschulen legen den GRUNDstein für den weiteren Bildungsverlauf. Daher ist hier
alles aufzubieten, was ein Staat und seine Gesellschaft nur aufbieten können, um einen
guten Start zu ermöglichen. Das heißt auch, es ist für Chancengerechtigkeit zu sorgen. Schule
zu gestalten ist dabei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Alle sind hier angesprochen. Nun wäre es an der Zeit, die neuen Optionen zu nutzen, die die Landesregierung in NRW ermöglichen möchte: Schulmodelle sind erlaubt, Ideen können umgesetzt werden, Schule kann neu aufgestellt werden. Die Grenzen zwischen der inneren und äußeren Schulangelegenheit waren noch nie so fließend wie heute. Eine öffentliche Diskussion zum Thema Schule wäre also längst
angesagt und überfällig. Eine Schullandschaft, die den späten 60er Jahren anhaftet, also dreigliedrig und Gesamtschule, die Guten ins Gymnasium, der Rest verteilt, viele vergessen
und mit der Gefahr gebranntmarkt, überhaupt keinen Abschluss zu bekommen, sollte endlich vorbei sein.
Sollten diese Chancen jetzt nicht genutzt werden, ist es gut, den jetzigen I-Dötzen schon heute Trillerpfeifen mit in die Schultüte zu geben, damit sie in ein paar Jahren gegen ihren schlechen Bildungsstart und ihre ungleichen Bildungschancen lautstark selbst protestieren können.
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