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Samstag, 4. Dezember 2010

Die Tagesordnung gegen das Nichtstun! Bildungspolitik in Gütersloh

Der Bildungsausschuss tagt schon wieder nicht. Es handelt sich hier um ein Gremium, dem 19 Personen angehören, drei davon nicht stimmberechtigt. Ausreichend viele Gewählte, die eigentlich etwas in Gang bringen könnten, sollte man meinen. Sechs von der CDU, vier von der SPD, zwei von den Grünen, eine je von FDP, BfGT, UWG und Linke. Sieben Fraktionen mit ausgewiesenen Positionen zur Bildungspolitik. Stoff genug allein schon aufgrund der Parteiprogramme. Dazu kommen Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche sowie ein Mitglied des Integrationsrates. Nun sollten die Damen und Herren am 16.11. zusammenkommen. Was kam, war eine leise Absage im Ratsinformationssystem, gerade war der Termin noch da, einen Tag später war er weg. Kommentarlos ausgesetzt. Wie immer. Transparenz: keine. Wahrscheinlicher Grund war die populäre Standardtansage „fällt aus wegen Mangel an beratungsreifen Vorlagen“. Der nächste Termin soll nun am 21.12. stattfinden - wenn er nicht wegen „Weihnachten“ ausfällt. Im letzten Jahr war es ähnlich: Funkstille zum Jahresende.
 
Anlässlich der vielen Bildungsbaustellen aber müsste die Tagesordnung für den Bildungsausschuss doch randvoll sein. Folgendes geht uns durchs Nichtstun durch die Lappen:


Top 1: Steuerung der Grundschulen.  
Die Anmeldezahlen für die Grundschulen liegen vor. Wieder fragt hier keiner nach der Verteilung von Zügigkeiten und der Größe der Klassen, vor allem der Eingangsklassen. Dabei ist gerade deshalb die Astrid-Lindgren-Grundschule bereits geschlossen worden. Ich habe noch die Worte im Ohr: „Wir wollen die Schließung nicht, sie wird uns von Detmold als oberste Schulbehörde vorgeschrieben.“ Grund genung also jetzt, sich frühzeitig mit der weiteren Entwicklung zu befassen und nicht wieder abzuwarten, bis dann im Frühjahr nichts mehr zu steuern ist, weil andere Instanzen ihre Vorstellungen durchsetzen. Eine Strategie ist gefragt und Konzepte.

Top 2: Qualität der Ganztagsbetreuung.
Diese müsste dringend auf den Prüfstand - nicht nur proforma durch eine Elternbefragung angesprochen werden. Zahlreiche Anbieter, verschiedene Konzepte, keine Standards – ein Mischmasch an Grundlagen und Voraussetzungen, an der die Stadt selbst als Anbieterin durch die VHS beteiligt ist. Wie sieht es hier mit Chancengerechtigkeit aus? Wie etwa ist die Qualität des Essens? Welche Qualifikationen des Personals sind eigentlich notwendig? Sind wir in der Stadt da gut aufgestellt? Die einen Grundschulen haben einen aktiven Förderverein, die anderen nicht, Gründe dafür gibt es viele. Fragen, die es allemal wert sind, im Ausschuss diskutiert zu werden. Frühzeitig. Mittlerweile steht schon der Ganztag in den weiterführenden Schulen auf der politischen Agenda des Landes NRW. Bevor man da weitermacht, lohnt es sich doch, aus den Fehlern, die es schon in den Grundschulen gibt, zu lernen. Die zu benennen, wäre aber Aufgabe des Bildungsausschusses.


Top 3: Inklusion.
Die UN-Konvention zur Inklusion soll Wirklichkeit werden. Kein Menschen soll mehr ausgeschlossen werden. Schule wird sich umfassend verändern müssen, damit  auch die Stadt Gütersloh das geforderte inklusive Bildungssystem umsetzen kann. Das wäre eine Aufgabe für den Bildungsausschuss. Und da bedarf es langfristiger Konzepte, nicht nur eines Kompetenzzentrums, welches vielleicht den Bestand der "Einteilung" noch zementiert.

Top 4: Gemeinschaftsschule.
Längst ist das Schulsystem nicht mehr in der Lage, Antworten auf die Probleme der Zeit zu liefern: Das System ist undurchlässig und versperrt vielen höhere Bildungsabschlüsse durch frühes Aussortieren und durch mangelnde Durchlässigkeit der weiterführenden Schulen. Ein Antrag zur Errichtung einer Gemeinschaftsschule wurde bereits von den Grünen gestellt, er war sicher der neuen Landesregierung geschuldet und auf den neuen Wegen durch ein Mitglied des Landtages auch nach Gütersloh gekommen. Wibke Brems ist ja nun unsere Frau in Düsseldorf. Nach nur einigen Minuten der Diskussion wurde er aber zurückgezogen, mit der Begrüundung, man wolle das in Ruhe diskutieren. Gut so, denn so schnell übers Knie zu brechen, wäre der neuen Schulform nicht gerecht geworden. Aber man hat sich auch das Versprechen gegeben, darüber in Ruhe zu diskutieren. Nur wann, wenn nicht dieser Tage? Wo andere Kommunen schon Konzepte geliefert haben, Bürgerinitiativen aktiv Unterschriften sammeln, informiert wird, diskutiert wird. Im breiten Dialog mit der Bürgerschaft, die immerhin ihre Kinder dorthin schicken  kann, soll, möchte. Zudem gibt es schon Interessenten auch auf Gütersloher Schulseite. Man muss sie nur mal fragen....Das wäre eine Aufgabe für den Bildungsausschuss.

Top 5: Schulabgänger ohne Abschluss.
Die Zahl der Betroffenen ist hoch. Viele befinden sich in Endlosschleifen zwischen Schulen und Nicht-Ausbildung. Zahlen dazu kann man nachlesen, sie sind erschreckend hoch für den Kreis Gütersloh. Und die Stadt ist da sogar noch als Kreisstadt in der Pflicht, eine Bildungshochburg zu sein. Sollte also vorangehen. Nun ist ein erster Schritt mit dem Übergangsmanagement der Hauptschule besiegelt. Gut. Aber die anderen Schulen trifft es auch. - Übrigens ist das auch ein Thema für Gymnasiasten, denn nicht alle, die im Gymnasium anfangen, verlassen dies auch mit Abitur. Die Quote der „Abbrecher“ ist auch hier sehr hoch. Es wäre eine Aufgabe auch für den Bildungsausschuss, über Lösungen insgesamt nachzudenken.

Top 6: Schulentwicklungsplan.
Der muss für 2012 und Folgejahre neu entwickelt werden, ganz einfach, weil der „alte Plan“ ausläuft. Andere Städte in den Nachbarregionen machen sich schon seit langem auf den Weg, ihre Bildungsangebote weiterzuentwickeln. Sogar unter Beteiligung der Bürgerschaft. Im Dialog. So wie die Stadt Münster etwa, die in vier Zyklen verschiedene Themen zur Diskussion auch mit Experten gestellt hat. Die Weiterentwicklung wäre eine ureigene Aufgabe für den Bildungsausschuss, wer sonst sollte das leisten? Die Vorlage aus den letzten Jahren zu kopieren und mit frischen Zahlen aufzuhübschen, bringt nichts Neues und wird Gütersloh als Bildungsstandort auf lange Sicht abhängen.  


Top 7: Bildungsgipfel.
Der ist bereits von der SPD-Fraktion angekündigt worden. Gut so. Prima Idee! Wann und wie wird er aber durchgeführt. Und wer hat dabei den Hut auf? Ist das eine Gemeinschaftsaufgabe für die Stadt oder soll die SPD das alleine machen? Alles Fragen, die man vor allem im Bildungsausschuss klären kann – und muss.

Allein: Der Bildungsausschuss tagt nicht. Das ist keine Betrachtung aus diesem Jahr, sondern schon Tradition. Können wir uns das auf Dauer leisten? Wohl kaum. Es wäre schade, wenn unsere Kinder erstmal in den Brunnen fallen müssen, bis sich in Gütersloh was weiterentwickelt. Nichtstun führt zu nichts. Das lernt man in der Schule, wenn sie denn gut aufgestellt ist.

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