17 Uhr, Donnerstag. Gespannt saßen wir im Cafe Fritzenkötter: Vier Sprecher der Bürgerinitiative „Demokratie wagen“ hatten zum Pressegespräch eingeladen. Auf unserem Zettel stand das Resümee zum Bürgerhaushalt 2011. Uns war ein Rückblick und ein „Was haben wir gelernt?“ wichtig, bevor der nächste für 2012 auf den Plan tritt – wenn er denn kommt.
Um zehn nach fünf war klar, die Presse erscheint nicht. Keiner der Lokaljournlisten der Neuen Westfälischen, Glocke, Westfalen Blatt war da, kein Reporter von Radio Gütersloh. Macht nichts. Vielleicht ist das in Zeiten der Blogger und der Internetseiten auch so.
Plötzlich aber stand ein Ratsherr an unserem Tisch. Adrett in Anzug und weißem Hemd baute sich der ausgewiesene Gegner der anonymen Bürgerbeteiligung in Größe vor unserem Tisch auf: „Ach ja, da ist ja die Bürgerinitiative“, sprach er uns von oben an.
Er stand, wir saßen. Er fuhr sichtlich amüsiert fort: „Na, was gibt es denn heute? Der nächste Bürgerhaushalt wird ja anders.“ „Ja, und wie?“, fragten wir höflich zurück. „Was ich darüber denke, müssen Sie mich nicht fragen - ich bin ja anonym!! He, he, he...“, lachte über seinen eigenen Scherz, ließ uns ratlos zurück und begab sich auf die Herrentoilette.
Anonymität kann auch eine Marke sein |
Ich fühlte mich in meine Grundschulzeit versetzt, als der Klassenbeste mir erklärte, „Ätsch, von meinem Eis kriegst du nichts ab“, um dann den Rest des Tages mit Bauchschmerzen im Bett zu liegen, weil fünf Kugeln eindeutig zu viel waren für einen einzigen Kindermagen.
Was lernen wir daraus? Klar: Gehe häufiger in ein Cafe - da wird bürgernahe Politik gemacht.
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