Samstag, 23. April 2011

Bouns-Zahlungen: Aus "gut" machen, was es ist!

Bonus heißt "gut"
Bonuszahlungen: Alle Bankhäuser zahlen sie mindestens einmal im Jahr an ihre Manager in den Chefetagen. Bonus, das lateinische Adjektiv bedeutet: gut. Es wird als Begriff für Zuwendungen von Geld oder Punkten etc. für besonders gute Leistungen genutzt. Das Gegenteil von „bonus“ ist „malus“. Lateinisch für „schlecht“, im Gebrauch von Punktabzug.

Seit der Bankenkrise von 2008, die die globale Welt mit einem Wimpernschlag  in die roten Zahlen katapultiert hat, kennen wir uns ein klein wenig mit dieser Begriffswelt aus: Derivate, Ratingagenturen, Bonus-Zahlungen, all dieser Bankensprech ist plötzlich so geläufig wie Hagelschauer und Sandburg. Spätestens nach dem ersten Sonderbericht in der Tagesschau teilen wir diese Fachsprache und haben damit die Denke der Banker übernommen. Damit sind wir Teil ihres Systems, weil wir es sprachlich teilen. Aber wir teilen die Inhalte nicht!


Bankenrettung
Das globale Bankensystem kann der „kleine Mann“ nun nicht ändern. Daran sind weltweit schon die Regierungen grandios still gescheitert. Statt Regulierung der Finanzmärkte folgte die „Bankenrettung“. So sind wir als Gesellschaft nicht nur Teilhaber der Bankensprache, sondern auch ohnmächtige Anteilseigner der Banken. Denn der gemeine Steuerzahler, also du und ich, wir haben den Bankrott durch unsere Steuergelder verhindert.


Nehmen wir einmal die Commerzbank, die mit dem gelben Schriftzug und neue Eignerin der Dresdner, die mit dem grünen Band der Sympathie. Mit rd. 18 Mrd. Euro wurde sie vom Staat vor dem Absturz geschützt. Heute werden Boni-Zahlungen im dreistelligen Millionenbereich für „außergewöhnliche Leistungen“ möglich.

Empörung erwacht zyklisch
Während das System „Finanzparkett“ unverändert weiter wirkt, erwacht unsere Empörung wiederkehrend immer dann neu, wenn die großen Banken ihre Bilanzen vorstellen. Und eben auch die Bonuszahlungen an die Nadelstreifenanzugträger in den Chefetagen bekannt geben (müssen). Glücklicherweise teilen wir daher kollektiv auch das Unrechtsbewusstsein. Das Credo, die Bänker seien unmoralisch, sittenwidrig, verwerflich, schamlos, eint uns.

Warum "gut" nicht einfach ändern?
Wie gesagt, das System Geld können wir nicht ändern, es ist fest in den Händen weniger. Warum aber teilen wir deren Sprache und manifestieren „Bonus“ als „Bonbons“ für die Manager? Denn die Bedeutung eines Wortes bestimmt allein sein Gebrauch in der Sprache. Nun ist Sprache durchaus frei verfügbar, nicht privatisiert und ein Segen (!) in den Händen vieler: Machen wir als Sprachgemeinschaft doch einfach aus den Bonuszahlungen, Maluszahlungen. Mit der Sprachhoheit erobert sich die Sprachgemeinschaft zumindest verbal zurück, was ihre Volksvertreter nicht ändern können: Aus einem gezahlten „Bonus“ für moralisch verwerfliche Leistung können wir wieder das machen, was es eigentlich ist: nämlich ein „Malus“ - ein Punktabzug für Banker. Sprache ist das alleinige Vehikel unseres Denkens und formt in der Konsequenz eine Lebensform, sagt Wittgenstein. Das wäre zumindest eine verbale Satisfaktion fürs ohnmächtige Beiwohnen ungerechter Handlungen in unserer modernen Welt.

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